Horodenka 20. IV.

Heute war – man höre u. staune – Parade vor seiner Kais. Köng. Hoheit dem östreichischen Thronfolger Karl Franz Joseph bei prächtigstem Wetter auf einer weiten Wiese vor der Stadt. Ganz, ganz hinten donnerten die schweren Geschütze, während der Erzherzog die Front abritt, die Offiziere alle einzeln begrüßte u. einigen die östreichische Tapferkeitsmedaille anheftete – höchst persönlich mit ausgiebiger Unterhaltung. Der frühere Unteroffizier, jetzige etatsmäßige Feldwebel Fischer aus Schmiedefeld die große silberne u. Unteroff. Landgraf, von dem ich gestern schrieb, die kleine silberne, worauf er, allerdings auch mit Recht – sehr stolz ist. -
Wenn Ihr mich auf der Karte sucht, so sucht in den Berichten die Armeegruppe Pflanzer, zu der wir z.Z. gehören, u. die die Bestimmung hat, die Dnjestrlinie zu halten bis – na, bis Grund vorhanden ist, weiter vorzugehen. - Hier in Galizien findet jetzt die erste Aushebung statt u. man räumt gleich ordentlich auf. An 2 Tagen 19-30 u. 30-42 jährige. In den deutschen Landesteilen stehen dieselben Jahrgänge sämtlich seit dem 2. August unter den Waffen. Da hat die Gesellschaft hier noch unverdientes Glück gehabt, daß so lange das deutsche Element hat bluten müssen, während sie jetzt erst drankommen. - Na schließlich müssens wir doch u. die Ungarn machen; das andere taugt doch nicht viel. - In den Karpathen fällt der Löwenanteil am Siege auch den deutschen Truppen zu, mit denen nur die activen ungarischen Truppen sich vergleichen können. Dabei entschuldigen sich die Leute immer damit, ihre „Kerntruppen ständen in Frankreich.“ Das ist doch einfach nicht wahr, ist ihnen aber nicht auszureden. - Überhaupt das Östreich – ein toller Mangel an Organisation. In Horodenica Überfluß an Mehl u. Brotgetreide, in Horodenka bitterer Mangel; Entfernung 12 klm.
Besten Gruß überall hin. Befinden Ia. Ernst.