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Brief (Transkript)

Ernst Emmerich an seine Eltern am 04.01.1915 (3.2011.3530)

 

4.1.15. Immer noch bei Tomaszow


Ja, das ist nun so eine Sache mit der verschiedenen Auffassung einer Episode! Der Dragoneroffizier hat nämlich – leider – Recht; wie wir auch Recht hatten. Einmal nämlich hat uns Kavallerie u. Artillerie im Stich gelassen; einmal aber, am 5. Dezember – erzählts aber nicht zu weit weiter – sind wir, allerdings vor großer Übermacht und aus unhaltbarer Stellung, ausgerissen – ausgerissen eben und nicht zurückgegangen – und zwar so weit zurückgegangen, daß die Kavallerie unsere Geschütze buchstäblich den Russen wieder aus den Händen hauen mußte. So war unsre Truppe durch den sonderbaren Betrieb bei der Kavalleriedivision runter. - Die Division hat in Frankreich schon ein Jägerbataillon völlig alle gemacht, weßhalb sie uns hier in Polen bekommen haben. - Jetzt haben wir eine Weile Ruhe gehabt, nun auch Ersatz bekommen, jetzt gehts wieder besser drauf. - Zu tun ist hier nämlich viel mehr, als nach den Zeitungsberichten noch zu tun scheint. Das sieht manchmal so aus, als liefen wir nur hinterher und zählten die Gefangenen. Da sind nicht wenig ausgezeichnete Soldaten drüben, und gar oft sind die Russen die Angreifer, nicht wir; und ihre „Schwere“ hat uns ein paar Tage recht in Schwach gehalten, bis unsre „Schwere“ endlich kam; die scheint den Widerstand allerdings ins Wanken gebracht zu haben; hoffentlich endgültig. - Von Z. Ekold - Dillstädt erbittet sein Bruder bei unsrer 3ten Kampagnie Nachricht! - Heute giebts endlich neue Anzüge für die alten Leute. Auch einige neue Stiefel sind in Aussicht. . Verpflegung z. Z. auch sehr gut. Post regelmäßig. - Aber: Es fängt an zu frieren und zu schneien, da wirds mit dem Nachschub schwer werden. -
Jetzt erst Löhnungsappell. Ich will Euch auch mal 20 überflüssige Mark heimschicken; bitte um Empfangsbestätigung. - Feldwebel Pfannschmidt schreibt: Ihr hättet Euch beschwert, ich schriebe zu wenig; das ist nicht richtig, ich schreibe sehr viel; nur sind die Postgelegenheiten recht verschieden, so daß die Sachen nicht so regelmäßig ankommen können wie abgehen. - Ich weise nochmals auf meine Adresse hin: 5. K. d. 1/32. Ernst.

 

 



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