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Brief (Transkript)

Ernst Emmerich an seine Eltern am 11.04.1915 (3.2011.3530)

 

11. IV. Noch immer Horodenka


- Freilich kommen viele Konservenbüchsen an u. werden mit viel Behagen verzehrt. - Ja! was macht das für einen Eindruck auf einen selber, wenn man im Schützenloch sich auf dem Beweiöfchen … na ja … „wenn so ein Fleischlein zart u. mild im Kraute liegt, das ist ein Bild wie Venus in den Rosen“. (wahrscheinlich Mörike.) - Soeben hören wir, daß wir in den nächsten Tagen anscheinend wieder verladen werden. Wohin natürlich völlig dunkel. - Es ist ja schließlich auch gleichgültig, wo man steht; der Feind steht überall gegenüber u. muß geschlagen werden. Das wird denn auch gemacht; aber insgeheim denkt doch ein jeder, daß es des Mordens genug sei. Allerdings ist noch keine entfernte Hoffnung darauf zu sehen. Warten also – Ihr nennts durchhalten. -
Übrigens sind meine Briefe schließlich doch nicht für eine zu breite Öffentlichkeit, wenn man so einsam draußen einmal die Herzenskämmerlein öffnet, entschlüpft daraus gar manches, das man in besser gehüteten Zeiten schleunigst wieder eingesperrt hätte. -
Es geht mir sonst sehr wohl, u. das Exerzieren, das uns die ersten Tage der Ruhe nun schon wieder eingebracht haben, ist so leidlich gegangen – vielleicht wird aus dem „Kriegsfreiwilligen“ doch noch ein brauchbarer „Friedenssoldat“. Dein letzter Brief war vom 6.4., es geht also recht flott. - Wenn wir nun fortkommen wirds wieder schlechter werden, doch hoffe ich diesen Brief noch zeitig weg zu bringen.
Ernst.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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