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Brief (Transkript)

Helmut Nick am 15.10.1939 (3.2002.0274)

 

(15.10.1939)



Liebe Ilse!

Habe Deinen Brief vom 10. erhalten; dagegen den Brief wegen der Mietsache noch immer nicht; ich weiß also noch immer nicht, wie es damit steht. Schreib es mir nochmal, wenn der eine Brief dann noch nachkommt ist ja auch nicht schlimm. Für Sonntag ist's es mit dem Urlaub daneben gegangen Der Hauptwachtmeister hat mich auf nächsten Sonntag vertröstet. Ich schreib Dir so gegen Ende der Woche ob's was wird. Ist ja immer noch besser und billiger ich komme nach dort. Heute sind wir gepitscht worden, und zwar gegen Typhus (ich darf nur gegen Pocken nicht geimpft werden). Ein paar haben zu unserer Schadenfreude abgebaut. Das Du bei Schwester Ella und Else warst, freut mich, die werden sich ja über unseren Sprößling gewundert haben. Ist Fritz N. nicht mehr da?
Wir sind jetzt mit einem Trupp noch zu einem Sonderdienst abgestellt und haben aus diesem Grunde heute und Sonntag 4 Stunden Extradienst zu kloppen; sehr erfreulich.
In der Politik siehts vorläufig noch mies aus, ich glaube, daß wir in Kürze ganz klar sehen, wie der Laden nun ausläuft. Ein Krieg wie 1914 wirds nicht geben. Daß wir nach Polen kommen nimmt immer greifbarere Formen an; na, ich bin gespannt, wie es wird.
Wenn Du das unbedingte Bedürfnis hast, mir nochmal Schuppereien zu schicken, mach das auf die alte Anschrift (ich glaube, das klappt besser). Heute hat mir auch Herr Griesen geschrieben. Liegt immer noch als Uffz. in Münster und hofft, daß bald Schluß ist, hoffentlich hat er recht. Vom Verband sind bisher nur 7 Mann eingezogen, also noch nicht sehr viel.
Wie Du es mit der Mietsache gemacht hast, bin ich gespannt drauf. Heute abend gehts wieder ins Kino, damit man nicht ganz verblödet. Vorige Woche habe ich „Heimatland" gesehen, war sehr schön. Zu meinem Geburtstag hat man im Radio die Serenade aus Millionen des Harlekin gespielt; wir hatten grad Betriebsdienst [?] und hörten zur Abwechslung mal Radio; hat mich gefreut. Tücher hab ich noch keine entdeckt; werd weiter suchen. Hier sind übrigens nur mindestens so 30 Kantinen. Wie geht’s Dir denn, lb. Mädel. Kanns mir schon denken, lb. Stropp, wärst lieber wieder treusorgendes Hausmütterchen, nicht wahr. Aber das kommt auch wieder. Für das Pitzemännchen ist’s ja noch gleich wo er ist, hat ja überall die gleich gute Pflege, der kleine Kerl. Na, hoffentlich sind wir bald wieder zusammen. Vorläufig die herzl. Grüße und Küsse von Deinem Nicke und herzl. Gr. an Peterchen und die anderen

Die Rechnung behalte bitte.

 

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