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Brief (Transkript)

Helmut Nick am 6.3.1940 (3.2002.0274)

 

6/III. 40



Mein lb. Mädel!

Heute gibt’s wieder einen Brief. Hab inzwischen auch Deinen Brief erhalten und mich über den frischen Ton herzlich gefreut. Frau Nick gefällt mir sehr mit Ihrer Einstellung. Ich glaube, lb. Mädel, für so’n Quatsch wie Kränzchen und ähnliches sind wir nicht geeignet.
Wir sitzen weiterhin am gleichen Ort, werden wohl auch noch einige Zeit hier in ziemlich ruhiger Stellung bleiben. Der Dienst besteht in der Hauptsache aus morsen oder „tuten und blasen“, strampeln (exerzieren) und sonstigem Unterricht. Bei dieser Ausbildung werden wir wirklich noch gebildete Leute. Gestern war zur Abwechslung Autoappell. Garnicht so einfach einen Wagen so zu reinigen, daß er glänzt wie ein Affenpopo. Inzwischen hab ich auch radiotechnisch soviel dazugelernt, daß ich unseren Aparat könnte in Ordnung bringen, und zwar hings mit der Gleichrichterröhre zusammen. Bei uns gehen die dollsten Latrinenparolen über Kriegsende usw. um; da soll doch eine Zigeunerin gesagt haben ... usw., weißt ja wie es weitergeht. Mir wärs ja recht, wenns zuträfe. Im übrigen haben wir zu unserer Freude wieder Schnee und kälter ist’s auch geworden. Der Petrus scheint gegen den Krieg zu sein.
Von Euch zu Hause hab ich 3 Apfelsinen bekommen. Hab mich darüber gefreut. Ich schick Dir heute was zum umhängen mit. Hoffentlich freuts Dich. Nimm nicht wieder an es wär Blech. Auch der Anhänger ist Silber (Altsilber) und das eingefaßte ist Markesit. Soll ein Ostergeschenk für Dich sein, also weglegen bis Ostern. Wenn ich für Peterchen nichts bekomme, gib Du ihm was und sag ihm es wär von mir.
Im übrigen hoffe ich, daß es Dir und Peterchen gut geht; von mir kann ich’s behaupten. Dann schreib mir bald wieder über Dich und Peterchen und sei herzlich gegrüßt und geküßt, lb. Stropp, von Deinem Helmut.

(Verdammt manchmal hat man doch Sehnsucht nach Haus) Grüß das Peterchen herzlich.

 

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