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Brief (Transkript)

Helmut Nick am 22.7.1942 (3.2002.0274)

 

22/7. 42



Mein liebes Mädel!

Dieser Brief soll Dich schnell erreichen, ich geb ihn einem Urlauber mit. Deinen lb. Brief vom 12/7. erhielt ich gestern, über den Brief hab ich mich sehr gefreut. Vor allem darüber, daß der Ring Dir Freude gemacht hat. Den Extrakuß werd ich auf Dein Sollkonto schreiben. Kann verstehn, wenn Dich die Leute als junges Frl. einschätzen, siehst auch jung aus, Mädel, vor allem da Du so schlank bist. Wie es in Plauen war, wirst Du mir ja noch schreiben.
Hier ist alles weiterhin ruhig, unsere Zeit ist noch nicht gekommen. Meine Haupttätigkeit besteht augenblicklich darin, die Leute der Komp. am Maschinengewehr auszubilden und sportlich durchzubilden. Ist eine Aufgabe, der ich mich gerne unterziehe. Nicht allzuweit von uns donnern russische Kanonen und hier wird fast kasernenmäßig gedrillt, das ist eben preußische Soldatenerziehung und ist gut. Wenn ich da so manchen 20jährigen jungen Kerl wie einen alten Greis rumkriechen siehst, dann ich ihm nur wünschen, daß er auf Schwung gebracht wird. Am besten auf Draht sind gute Soldaten und die, die so in meinem Alter sind. Es ist tatsächlich so, die besten Soldaten sind die in meinem Alter, die Jüngeren machen einen erschreckenden schlechteren Eindruck in ihrer ganzen Haltung. Im Süden geht’s ja fabelhaft vorwärts. Bin gespannt wie lange es noch dauert, bis die Mitte, die nördlichere Mitte zum Angriff antritt, bald ist ja wieder Winter hier.
Das Wetter ist sehr gut hier, nur sehr windig ist’s. Sooft wir können gehen wir baden, spielen in der Freizeit Handball und anderes, leben ganz unserer Gesundheit. Gut sehen auch alle aus, braun gebrannt und guter Laune. Nur nach Hause möchten die, die noch nicht dort waren. Hier wurde uns jetzt der Winterorden verliehen, vorläufig als rotes Band mit schmalem schwarzweißen Streifen in der Mitte.
Ich schick Dir heute eine Paketmarke mit. Aber das sag ich Dir gleich, die verwendest Du auf keinen Fall zum senden irgendwelcher Lebensmittel oder sonst was zu futtern, wir haben reichlich. Wenn ich sonst etwas brauche, schreib ich. Wenn die Marke sonst jemand braucht, kannst Du sie verschenken, wir kriegen 2 davon im Monat.
Geld schick ich demnächst auf Dein Konto, hab jetzt erst mal einen Betrag fürs „Rote Kreuz“ gegeben. Kommt immer ganz ordentlich was zusammen bei uns.
Übrigens der Bräutigam hat schon die Papiere eingereicht, wird also etwas werden.
Dir, Du mein liebes Mädel, viele Küsse und grüße mir die anderen vor allem Peterchen
Dein Helmut

 

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