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Brief (Transkript)

Karl Linder an seine Eltern und Schwestern am 27.11.1918 (3.2009.0497)

 

Neu = Ulm, 27.11.18.



Meine Lieben!

Meine Karten bisher im ganzen 2 werdet Ihr wohl erhalten haben. Es geht mir gut; aber schön ist es bei der Komp. u. beim Militär überhaupt gar nicht mehr. Die Leute machen jetzt, was sie wollen, Disziplin gibt es nicht mehr, somit auch keine Ordnung, jeder möchte schön bedient werden. Auch bei den Entlassungen gibt\'s viel Ärger, wenn z. B. einer nicht schnell genug fortkommt, so macht er gleich Kravall. Mir ist\'s gleich; ich schau, daß ich nächsten Monat wegkomme. Wenns mit den S.-Räten noch lang so weiter geht, wirds übel. Möcht sehen, wann unsere Feldtruppen kommen, wie sich da die Lage gestaltet. Bis jetzt kommen hier sehr viel Osterreicher od. Ungarn durch. All ihr Pferde- und Wagenmaterial müssen sie dalassen, weil\'s an Futter und Transportmöglichkeit fehlt. Bei einer Pferdeversteigerung habe ich zugeschaut, hauptsächlich wurden Ponny versteigert u. spottbillig, das Paar um 150 – 400 u. 500 M 1 Paar wurde sogar um 70 M abgegeben. Morgen ist wieder Pferdeversteigerung in Günzburg. Nächste Woche, heut in 8 Tagen soll das 19. Res. Rgt kommen, da wird dann Hans schon dabei sein. Die 12er werden dann wohl auch nicht mehr lange ausbleiben.
Ob ich am Sonntag heimkann, ist sehr fraglich, es wird kaum möglich sein. Unser Offz. Kasino besteht noch, doch haben wir Mannschaftskost; aber Nachspeise ist geblieben. Preis ist geblieben 90 ₰. Es ist nicht ausgeschlossen, falls ich noch einige Wochen hier sein muß, daß ich mir eine neue Wohnung miete, sicher kann ich\'s aber noch nicht sagen. Wie steht\'s mit der Gans, die wird man bald holen können od. soll es erst zu Weihnachten sein? Werd Euch bald wieder schreiben.
Herz. Grüße
Euer Karl

 

 



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