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Brief (Transkript)

Karl Linder an seine Eltern und Schwestern am 21.03.1913 (3.2009.0497)

 

Den 21. März 17.



Meine Lieben!
Habe Eure Pakete 37 u. 38 erhalten, herzlichen Dank. Es geht mir gut, bin immer noch in Stellung und zwar in Bereitschaft im sog. Bienenwaldlager, von welchem ich eine Ansicht beilege. x = das Dach von meinem Unterstand. Derselbe ist innen sehr gut ausstaffiert, recht wohnlich und hat auch Tageslicht. Am Waldrand rechts oben ist die Stäbleinstellung, wo wir auch immer wieder hinkommen. Von diesem Hang bis zur vord. Linie sind es noch etwa 300m. Heute werden wir abgelöst und kommen ¾ Std weiter zurück in ein Waldlager, wie lange wir da sind, weiß ich nicht. Jedenfalls kommen wir von dort aus wieder in 1. Linie, wahrsch. Stäbleinstellung. Ruhe gibt es überhaupt nicht mehr. Mit St. Mihiel ist\'s auch Schluß. So werden wir also nur mehr in Unterständen und Holzbaracken wohnen. Meine gute Uniform wird auf diese Weise sehr geschont, wenn sie nicht im Koffer erstickt. Auch werden wir keine anderen Menschen als Soldaten mehr sehen und nie irgend welche andere Abwechslung haben als Regen, Schnee und Sonnenschein, Schanzen oder Postenstehen, gute oder schlechte Erdlöcher, magere oder fette Kost, Schlafen, Lesen, Schreiben oder Langeweile. Und das weckt den Geist und stählt den Körper, man spart die Wäsche, schont die Haut vor zu häufigem Waschen und macht Läusen und Flöhen Freude. Auch haben wir immer treue Kameraden, die unser Brot teilen, das sind die lieben Ratten oder Mäuse. So leben wir, so leben wir alle Tage. Aber es geht alles; der Frühling kommt dennoch und das ist gut; denn es ist gleich viel schöner im Freien.
Nun hab ich noch einige Wünsche.
1) Schickt mir ein bequemes Kopfkissen, nicht zu klein, so daß mans halt grad noch schicken kann.
2) Kauft wenn möglich eine gute Toilettenseife, wenn sie nicht noch teurer sind als bei uns. Hab nämlich letzthin eine gekauft für 2,40 M u. ist nicht einmal gut. Wie stehts übrigens mit einer Kaffekanne aus Blech od. Email und mit eine Tasse aus dickem Porzellan mit Untersatzteller. Das könnt ich alles brauchen und auch einen Waschlappen oder Schwamm. Sonst weiß ich vorläufig nichts mehr. Wie geht es Euch? Hat das Loos nicht gewonnen, das ich Kathi schenkte? Gibt es was Neues? Ich höre auch nichts mehr von Frau Drexel, Mages, Frl. Scheitter? Viele Grüße!
Schluß für heute!
Herzl. Gruß
Euer Karl.

[Bleistift andere Schrift]
Herzliche Grüße sendet Ihnen
Ihr Bruno Müller
Ich komme mit meinem Herrn noch gut aus [?]
hoffe daß es bleiben möcht, bis wir als Sieger in Bälde heimkehren können.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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