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Brief (Transkript)

Karl Linder an seine Eltern und Schwestern am 20.06.1916 (3.2009.0497)

 

20. VI.15.


20. VI.15.

Liebe Eltern und Schwestern!

Habe nun mehrere BleistiftE und wenn ich mit Tinte schreiben will, kann ich das auch, die nehme ich von meinem Herrn Unteroffizier. Frau Mages hat mir auch wieder ein Paket geschickt, das gestern angekommen ist. Es enthält Spielkarten, einen selbst gemachten Stollen (Kuchen ist auch selbst gemacht) einen langen Bleistift, eine Feuerzeugmaschine, wobei man kein Benzin braucht und 1/2 Dzd. Schreibfedern. Einen schönen Brief hat sie mir auch geschrieben und gepresste Blumen beigelegt.
Es geht mir gut! Sind gegenwärtig in Focourt, heute Sonntag konnten wir in die Kirche und nachmittags geht\'s zum Baden, derweil werden dann von jedem die Kleider in heiße Luft gelegt, damit die Läuse verrecken. Es beißt nämlich allmählich jeden. Habe bereits Kopp wieder getroffen und noch einen jüngeren Kollegen. Es freut mich vor allem, daß wir nicht exerzieren, sondern nur marschieren müssen und das geht manchmal auch. Gestern sind wir (14 Mann) zum Schanzen zurückgekehrt, dann hat es gleich gar keine Zeit gegeben und wir haben uns in die Zuckerrübenerde gelegt und nachher miteinander Krieg gespielt indem wir uns mit Lehmbrocken und Zuckerrüben bewarfen.
Das ist von 4 – 8 h nachmittags gewesen. Heute nacht müssen wir wahrscheinlich wieder schanzen. Es ist immer herrliches Wetter, sehr warm, aber immer noch erträglich, wenn man nichts tun muss. Bier haben wir auch schon 2 x bekommen, gutes Münchner Bier, l. à 35 ₰.
Onkel Pischinger habe ich zum Namenstag geschrieben. Onkel und Tante haben mich auf der Karte wo wir 13 abgebildet sind, nicht erkannt; Tante schrieb „schade, daß Du nicht drauf bist, wir haben Dich wenigstens nicht erkannt“. Nun muß ich Euch wieder um etwas ersuchen. Mein Herr Unteroffizier bestellt eine Uhr, wie ich habe, bei ihm daheim kann man sie nicht kaufen, weil es sie da nicht gibt, also hat er mich darum ersucht, ich solle mir eine schicken lassen, die gleiche nämlich. die ich habe, also auch eine um 8 M. Er kann sie gleich bezahlen und auch das Risiko des Schickens auf sich nehmen. Zur Uhr auch Gehäuse mitschicken! Sollte also die Uhr nicht kommen, oder durch den Transport beschädigt werden, so muß er den Schaden tragen. Ihr habt also nur die Mühe des Kaufens und des Schickens. Seid deshalb so gut und gewährt mir die Bitte.
Wenn jedoch die Uhr in Krumbach viel teurer sein sollte wie in München, so schreibt der Tante, sie soll mir die Uhr besorgen und schicken, aber es ist inzwischen wurst; mir gehört sie ja nicht.
Bei uns in Stellung ist es immer noch ruhig. Sie schießen zwar mit Gewehr und Kanonen und mit Minen, aber mich hat noch keine getroffen und solange sie mich nicht treffen, macht\'s mir nichts.
Am 22.VI. geht es wieder nach
Feuilleres in die Fermestellung, wo das ist, habe ich Euch schon geschrieben.
Herzl. Grüße
Euer Karl.

Zur Uhr auch Gehäuse mitschicken.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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