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Brief (Transkript)

Karl Linder an seine Eltern und Schwestern am 04.02.1917 (3.2009.0497)

 

4.2.17.



Liebste Eltern u. Schwestern!

Herzl. Dank für Eure Karte vom 29. Paket 14 habe ich erhalten, 15 ist noch nicht angekommen. Mir geht es gut. Gestern war die Besichtigung. (werde unterbrochen, denn Zimmermann kommt gerade auf Besuch)
5.2. Gestern ist auch noch „Fent […] Vent“, weiß nicht mehr, wie man ihn schreibt gekommen. Er ist ein Kollege von mir, von meinem Jahrgang und von Dinkelscherben. Wir haben gemeinsam gezecht, und haben 5 Flaschen Wein vertilgt, außerdem tranken wir noch Cheri Brandy und machten dazu einen Tarok und dann noch Schaffkopf. Wir waren alle recht lustig. Die Besichtigung ist auch gut verlaufen. Reg. Musik war auch da. Habe Herrn v. Nessen getroffen und gesprochen. Am Sonntag hat sie uns zu Mittag wieder gespielt. Herr Reg.-Kommandeur hat mit uns gespeist. Nun hat die schöne Zeit wieder geendigt, in mancher Hinsicht wars nämlich ganz angenehm. Bes. das Essen im Kasino hat mir getaugt. Haben sogar 2 mal Austern gehabt, die mir zwar nicht bes. schmecken.
Heute ist nun Abmarsch. Um 5°° bis Chambley 1 Std. Marsch, dann Bahnfahrt bis Vigneulles und dann Nachtmarsch etwa 4 Std. bis in die Stellung, das reicht. Wenn wir erst dort sind, dann geht\'s uns ja auch nicht schlecht. Es ist immer noch ruhig hier. Aber die Zeiten werden schlimm. Habe gerade erfahren, daß nun auch Amerika die dipl. Beziehungen zu Deutschland abgebrochen hat.
Wie viel Raubtiere werden sich jetzt noch auf uns stürzen, das ist ein edler Kulturkampf, da wärs bald Zeit, daß die Welt in Fetzen ging. Aber hoffen wir, daß wieder bessere Zeiten kommen. Einmal muß der Greuel doch ein Ende nehmen. Wie es nun endigen wird, kann noch niemand wissen, aber hoffentlich nicht allzuschlimm für uns. Darüber mach ich mir aber weiters keine Sorge, denn die nützt auch nichts. Aber spannend ist die jetzige Zeit, das Unglaublichste ereignet sich, man muß ja bald eher lachen als weinen und möchte endlich nur allzugern einmal wissen, wie lange es noch so weitergehen kann und welches Ende der Riesenkampf nimmt. Es hilft uns aber nichts, als einfach abwarten. Wie ist denn jetzt die Stimmung daheim und spez. in Krumbach. Viele werden wohl die Hoffnung aufgegeben haben, aber besser ist immer noch optimistisch zu sein.
Habe Euch 240 M geschickt, habt Ihr sie erhalten? Wie geht es Euch, schreibt mir bald wieder. Man erhält überhaupt wenig Post, vielleicht ist zur Zeit teilweise Sperre. Was ist mit franz. Buch, ich möchte so gerne welches haben um wieder ein bißchen zu lernen, jetzt hätte ich noch Zeit. Lege Euch eine Aufnahme der Offiziere d. Battl. bei (unser Herr Hauptmann hat das Bild gemacht und jedem eines gegeben.)
Herzl. Gruß
Euer Karl.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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