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Brief (Transkript)

Karl Linder an seine Eltern und Schwestern am 05.11.1915 (3.2009.0497)

 

Acheviller, 5.November 1915.



Liebste Eltern u. Schwestern!

Würde gerne in Kurrentschrift schreiben, damit Vater selbst lesen könnte, aber dann werde ich nicht fertig. Darum lasst Euch Inhalt von Kathi vorlesen. Bin noch im Revier und zwar nicht krank, aber immer noch ohne Stiefel, morgen kommen wir wahrscheinlich nach Douai. Dort werde ich wohl selbst hinkommen. Hier gibt es gar nichts, nicht einmal Schuhe. Nun lasst Euch erzählen.
Am 15. Okt. kamen wir von Douai zurück, waren 2 Tage am Bahndamm (15. – 17.) 2 Tage in Unterstützung 17. -19. Okt.
2 Tage wieder am Bahndamm 19-21, 2 Tage dann in der vorderen Linie 21.-23. Da ist nichts besonderes passiert, nur mussten wir regelmäßig schanzen. Das Ablösen ging diesmal besser.
Wir kamen am 23. nachts noch zurück bis Drocourt und mit der Bahn bis ½ 1 h nach Douai, meinten nun 4 Tage ausruhen zu können, waschen lassen und die Sachen in Ordnung bringen zu können, derweil war es nichts damit, denn gleich am nächsten Tag […] mussten wir vor in die Stellung. Es ging allerlei Gerücht, manche sagten, daß ein Bataillon von uns kämpfen müsse, andere meinten, wir kommen […] schwer verwundet, aber das galt nichts. Es allerlei erreicht, manche sagten, daß ein Bataillon von […] andere meinten wir bekommen überhaupt […]
Mich ärgerte nur, dass ich mir keine 4 schönen Tage machen konnte. Am 25. um ½ 4 h fuhren wir mit der Bahn wieder zurück nach Drocourt. Nebenbei bemerkt, habe ich bei der Wäscherin 1 Hemd und 1 Paar Socken zurück lassen müssen und weiß dazu nicht, wo die Wäscherin wohnt. In der Dunkelheit kamen wir noch an den Bahndamm in das alte Quartier, eine Erdhöhle oder Hütte. Ich lag wie sonst neben einem Unteroffizier und Karl Schlagbaum von Lauingen. Um ½ 12 h wurde schon wieder geweckt und mussten zum Schanzen hinaus, Laufgraben reinigen. Am nächsten Tag waren wir wieder daheim und schliefen den ganzen Tag. Feldküche kam am Morgen mit Kaffee und abends mit Suppe, Kaffee, Fleisch, Marmelade, getrocknetem Obst u. Brot. Essen gibt es nämlich reichlich. Um 7 Uhr abends war wieder Antreten zum Schanzen im Laufgraben. Um 19h waren wir wieder daheim. Wie ich Euch geschrieben habe, ist das Wetter die ganze Zeit sehr regnerisch, dadurch ist natürlich der Schmutz überall […] schon sehr arg. Jeden Tag mussten wir also zum Schanzen. Am 29. mussten wir Handgranaten scharf machen und in Säcklein verpacken […]
Das 3. Bataillon musste angreifen und den Franzosen ihren vordersten Graben nehmen, den die Deutschen früher schon erobert hatten (damals aber von den Parisern […]
29. abends kamen wir ins Schwaben.-Tunnel. Nachts mussten wir noch Handgranaten […] tragen. Am 30. früh 6 15 sollte der Angriff sein vor Artillerie-Vorbereitung, einfach eine Überraschung. Ich schlief ganz gut, auf einmal krachte es und raste wohl eine Stunde, dann war es vorbei. 6-7h . Dann kamen schon die Meldungen, daß alles gut gegangen sei, und der Graben genommen. Franzosen […] sind gekommen […] eine Rotte habe ich gesehen. Die Gefangenen haben gelacht und sich gefreut, sahen sehr gut aus Junge und Alte. Truppe kam rein bis auf wohl 180 m. Artillleriefeuer gab es nun den ganzen Tag von stark bis schwächer. Wir mussten während des Tages noch Material […] Holz, Schanzzeug, […]) tragen, kamen dabei auch in Artilleriefeuer, jedoch so gut wie keine Verluste. Dann in der Stellung um den vordersten Graben sah ich jedoch grausig zer[…] Tote und Schwerstverwundete lagen genug im Schützengraben, fast nur Franzosen, […] Da hörte man Stöhnen und Röcheln und konnte nicht helfen. Die Sanitäter trugen wohl zurück, was sie vermochten, aber […] auch nur die Schwerverletzten. Ihr könnt Euch selbst ausmalen, wie es gewesen ist. Ich […] es nicht weiter, ist auch nicht nötig. Bei diesem Angriff sind leider 2 Offiziere von unserem Kasino gefallen und einer schwer verwundet. Nun sind schon 4 tot und drei verwundet.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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