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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 09.08.1940 (3.2009.1998)

 

9.8.40



Meine lieben Mäuschen!

Auch gestern habe ich einen Brief von Dir bekommen. Es ist eine schöne Sache täglich Post zu kriegen. Ich hoffe, daß Du zwischenzeitlich auch von mir Post erhalten hast. Auch von Lina habe ich gestern ein kleines Päckchen mit Brief erhalten. Selbstverständlich waren Zigaretten drinnen, Ich kann sie sehr gut gebrauchen da es hier immer noch keine gibt. Die Angst um mich ist vollkommen unbegründet. Du kannst es Erna ruhig sagen. Die wissen ja nicht was es heißt, wenn man schon über ein Jahr weg ist von zu Hause. Also lasse sie nur ruhig reden. Ich mache schon nichts verkehrtes. Übrigens ist tatsächlich einer von uns durchgegangen. Er sollte 3x ½ Stunde Strafexerzieren und ist einfach daraufhin verschwunden. Es ist ein Aktiver im 2. Jahr. Ltn. Katschinski hat ihn gesucht, jedoch leider nicht gefunden. Es kann ihm passieren, dass er erschossen wird, aber eine längere Freiheitsstrafe wird er bestimmt bekommen. Man sollte meinen, den Kerls würde manchmal das Gehirn aussetzen. Uffz. Grebe kommt am Montag auf einen 4 wöchigen Lehrgang nach Ffm. Verschiedene andere Uffz. von uns auch. Hickmann z. Beispiel auch. Sie werden nochmals geschliffen werden (Offiziersanwärter). Unser Geschütz kommt mit nach Ffm. Da sind wir hier ohne Geschütz und werden wohl innerhalb vom Zug aufgeteilt werden. Jedenfalls ist es uns egal. Selbstredend wäre es schöner sie behielten unser Geschütz und wir bleiben die 4 Wochen zusammen. Aber ändern können wir es nicht. Gestern waren auch wieder Flieger bei Euch. Ich habe es gesehen. Wir dachten schon sie kämen auf dem Rückweg bei uns vorbei, aber es war nichts damit. Hoffentlich ist Euch nichts passiert. Karl Vetter fährt am Sonntag mit unserem Leutnant nach Bramfeld. Da kann ja die Fortsetzung von Magen folgen. Eben haben wir nochmals mit einem Augenzeugen über die Fingerei gesprochen. Es war tatsächlich so gewesen wie ich Dir schrieb. Übrigens hat Frau Vetter, Frau Stein erzählt sie habe in Magen auf Wunsch ihres Gatten mitgemacht und hinterher habe er einen groben Brief geschrieben. Karl wird sich das „Mitmachen“ eben anderst vorgestellt haben. Mit dem nochmals herunterkommen von der Stube war es etwas anderst, als ich Dir mitteilte. Es war an einem Abend vorher, als die beiden Kerls nach Hause gingen, waren noch Schnapsreisende in der Wirtschaft. Sie ist dann vom Bett wieder aufgestanden und hat mit diesen fremden Männern bis Morgens um 5 gesoffen. Man säuft ja letztenendes nicht umsonst!! Aber uns ist es ja wurst und ich bin froh, daß ich mit so Sachen nicht zu tuen habe. Ich hoffe, daß es Euch meine Schätzchen noch gut geht. Hier bei uns ist es sehr gemütlich. Vielleicht ist der Krieg doch bald zu Ende und ich bin wieder bei Euch. Das wäre das Schönste und mir bedeutend lieber ans 110.- Mark zu bekommen. Auch wollte ich sogar auf den wohlverdienten Urlaub verzichten. Nur Heim, uns reichts. Wir wollen halt fleißig weiter unseren lieben Gott bitten, daß er uns beschützt und beschirmt wie bisher. Die Hauptsache ist, daß wir 4 gesund bleiben und gesund wieder zusammen kommen. Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute und grüße und küsse Euch recht herzlich Euer lieber
Papa!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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