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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 02.01.1940 (3.2009.1998)

 

2.1.40



Meine lieben Mäuschen!

Wieder ist ein Tag vergangen und sitzen wir, das heißt Grobecker und ich, im Wirtshaus. Nicht, das Du glaubst, wir würden uns zu Säufern ausbilden. Dem ist nicht so. Nur um der Bude zu entrinnen gehen wir aus und nutzen die Gelegenheit, so oft wie es nur möglich ist. Allerdings haben wir schon einen Likör (Cherry Brandy) getrunken und nun sind wir beim Wein. Der Wein ist hier nicht teuer. 20 Pfennig kostet er. Grobecker will ja wieder ins Kino. Es gibt einen neuen Film „Irrtum des Herzens“, aber das wird mir doch zu viel. Wenn wir wieder in Stellung sind, hören ja die Possen von selbst auf. Heute früh war ich in Niederberg bei Ehrenbreitstein zum E.Messen. Ich habe Dir von dort aus eine Karte geschrieben. Gemessen haben wir natürlich nichts weil kein Flugzeug kam. So sind wir dann in die Kantine geschliddert und haben eine Fleischbrühe getrunken um uns wieder aufzuwärmen von der Lastwagenfahrt. Morgen geht es wieder weg von hier und zwar etwas näher der Heimat zu. Von hier ca. 5 km. Wir sollen in Privatquartieren untergebracht werden. Aber das muß man erst einmal abwarten. Du kannst Dich ja einmal mit Bucks ins Benehmen setzen und die Landkarte studieren. Wenn Du es rausbekommst, ist es ja gut, schreiben kann ich es Dir es nicht. Aber ist ist dort schöner wie hier und das dürfte Dir sicher genügen. Mein Husten hält immer noch an was mir auf die Dauer etwas unangenehm wird. Morgen nach erfolgtem Stellungswechsel will ich ja zum Arzt gehen. Heute sind übrigens die ersten Urlauber abgerückt. Wie ich jedoch ber. vermutete kommen erst die dran, die überhaupt noch nicht im Urlaub waren. Da kann ich ja noch etwas warten. Auf jeden Fall hat der Urlaub angefangen und besteht die Aussicht, daß auch ich einmal an die Reihe komme. Es wäre ja fein, wenn es auf unsere Geburtstage klappen würde. Leider besteht jedoch zu diesem Termin keine Aussicht. Von meinem Zuge ist übrigens keiner weg gekommen. Post habe ich von Euch jetzt noch keine empfangen. Ich vermute jedoch daß ich die erst zu [Neuem / Neujahr ?] gegangenen in den nächsten Tagen empfange. Also schreibe fleißig damit über Euer Befinden im Klaren bin. Was gibt es noch Neues bei Euch. Hier bei uns geht wieder ein Tag wie der andere vorüber. Es wird gewartet, bis es eben Krieg gibt. Solange jedoch der Schnee so hoch liegt dürfte an allen Fronten Frieden sein. Heute habe ich 2 Volksblätter von Sonntag und 1 Oberhessische Landeszeitung erhalten. Von wem ist mir nicht bekannt. Die Schrift kenne ich nicht. Sonstige Neuigkeiten gibt es auch nicht. Hoffentlich bekomme ich ein anständiges Quartier, dann bin ich schon zufrieden. Haltet mir den Daumen denn etwas Glück gehört bestimmt dazu. Also meine lieben Schätzchen ich schließe jetzt meine Ausführungen und hoffe, daß Ihr meine Zeilen gesund empfangt. Seid vielmals gegrüßt und geküsst von Eurem
Papa.

Hoffentlich ist der Saukrieg bald herum. Unser Bedarf ist jetzt langsam vollkommen gedeckt.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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