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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 06.10.1940 (3.2009.1998)

 

6.10.40



Meine lieben Mäuschen!

Gestern habe ich 2 Briefe von Dir bekommen. Da freut man sich darüber. Der eine ist vom 27. und der andere vom 28. Es macht mir Spaß, daß Du jetzt auch so regelmäßig Post erhältst. Leider dauert ja ein Brief gut 8 Tage bis er dort ist und selbstverständlich auch zurück. Eine Frage kann man also frühestens nach 3 Wochen beantwortet haben. Bis dahin weiß man garnicht mehr was man gefragt hat. Aber die Hauptsache ist ja, daß es überhaupt Post gibt, wie alt sie ist spielt an sich keine Rolle. Die beiden obigen Briefe sind recht lang und sehr schön. Sogar etwas zum Lachen ist darin. Am 27. bekomme ich empfohlen, ich solle einmal in den Puff gehen und am 28. wird es wiederrufen. Selbstverständlich sollte ich nur zur Orientierung bzw. zu Studienzwecken hingehen ohne mich mit so einem „Mensch“ näher einzulassen. Zum gucken ging ich schon ganz gerne einmal hin aber da ist ein Haken dabei. Wenn man nämlich in den Puff geht und Du kannst Dir denken, daß hiervon bei den Soldaten sehr reichlich Gebrauch gemacht wird, bekommt man vorher und hinterher von den Sanitätern eine Spritze gegen Geschlechtskrankheiten. Es ist also ganz wurst ob man zu einem Weib geht oder nicht die zwei Spritzen bekommt man so oder so. Das ist mir der ganze Kram dann doch nicht wert als daß ich mir zweimal in den „Sack“ stecken lasse. Also Du siehst, ich wäre trotz Deiner Empfehlung nicht hingegangen. Ich kann auch an diesen Personen keinen Geschmack finden, denn es ist statistisch festgestellt, dass jede Hure pro Tag mindestens 100, Rekord ist sogar 187, Nummern schiebt. Da kannst Du Dir vielleicht vorstellen, wie die Löcher aussehen!! Jedenfalls danke ich für solch einen Anblick. Eben war wieder einmal ein Engländer da. Die schwere Flak hat schwer geschossen. Es ist eben 12 Uhr Mittag. Abends haben sie uns hast die ganze Woche in Ruhe gelassen. Da können wir wenigstens schlafen. Meine Kameraden Stein Pinoth und dergleichen haben Parfüm gekauft. Willst Du auch so Zeug haben? Es ist sehr teuer (10 – 15.-) aber echt Paris. Ich meine ja, daß man für dieses Geld etwas vernünftiges kaufen kann. Aber wenn Du Spaß dran hast, will ich Dir auch gerne ein Fläschchen, wenn auch vielleicht nur ein Kleines für 2 – 3.- kaufen. Man muß ja nicht immer aufs praktische sehen obwohl ich ja wirklich mehr für praktische Dinge bin. Also Besuch habt Ihr auch schon wieder. Du sogar 2 mal, die Tante und die Tante. Erstere ist mir lieber als letztere. Aber hineinreden würde ich trotzdem nichts. Deine Mutter ist ja alt genug es Ihnen selbst zu sagen. Was sollst Du Dich da hinein hängen. Zum Schluß hängen sie Dir alle beide am Kopf. Ich kenne sie doch Tante Anna wie auch Deine Mutter. Aber mein Brief wird wohl zur Zeit kommen. so schlimm war das ja nicht, das Postenstehen am Wasser. Selbstverständlich war es Nacht und dunkel aber ich hatte doch ein geladenes Gewehr. Was ich gemacht hätte wenn ein Engländer gekommen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich gefangengenommen vorausgesetzt, daß er nicht schon tot gewesen wäre. Aber warum sollte ausgerechnet an meinem Stück Strand ein Engländer anschwimmen. Ich habe wenigstens nichts gesehen. Ich gehe jetzt aus, weshalb ich hier aufhören will. Bleibt mir weiter lieb, brav und gesund und seit vielmals gegrüßt und geküsst von Eurem lieben
Papa.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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