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Brief (Transkript)

Erich Dohl an seine Frau und Töchter am 06.04.1945 (3.2009.1998)

 

Klötze, den 6.4.45



Meine lieben Mäuschen!

Wo ich eigentlich bin, weiß ich gar nicht richtig. Auf der Karte habe ich jedenfalls das Nest nicht gefunden. Allerdings bin ich in der Nähe von Braunschweig. Die Stadt heißt Klötze und wird ca. 5000 Einwohner haben. Hier wollen wir auf unserer Fahrt nach Hamburg den morgigen Sonntag verbringen. Bisher ist es uns ganz gut gegangen. Wir haben jedenfalls über Hunger nicht zu klagen gehabt. Nur ist das ewige Herumziehen nicht erfreulich. Ich will nun kurz unsere Reiseroute vom letzten Brief ab schildern: Wir sind von Nahwinden nach Rudolfstadt [Rudolstadt]. Hier haben wir in der Schule übernachtet und sind am Morgen des folgenden Tages nach Saalfeld gefahren. In Saalfeld beim Elektr. Werk wurde uns der Bescheid, daß das Saalfelder Werk viel zu klein sei und wir doch zum Gebietsplaner nach Weimar gehen sollten. Wir sind daraufhin sofort in Richtung Weimar gestartet. Inzwischen ist Saalfeld und auch Weimar amerikanisch. In Weimar waren wir bei den Herren und ließen wir uns nach Hamburg zum Gebietsplaner überweisen, da Thüringen stark gefährdet sei u.s.w. Jedenfalls haben wir uns nach Hamburg in Marsch gesetzt. Kurz hinter Weimar haben wir übernachtet. Um endlich der feindl. Bedrohung zu entgehen sind wir sehr früh weggefahren, und auch sehr weit bis nach Ülzigerode im Harz (bei Aschersleben) gelandet. Bei schlechtem Wetter sind wir nach dem 1. Frühstück gestartet und sind über Blankenburg hier nach K[l]ötze bei Salzwedel gegen 22.00 Uhr angekommen. Wir haben nun die Absicht erst am Montag weiter zu fahren da man ja auch mal ausspannen muss und der Wagen zu überholen ist. Ich bin hier in Privat, jedoch nichts gescheites. Aber für die 2 Nächte wird es schon gehen. Ich ein paar Tagen werden wir wohl in Hamburg sein. Wenn ich nur wüßte wie ich Euch Post zustellen könnte. Ich will es ja gerne mit einer Postkarte nochmals versuchen, ich kann mir jedoch nicht denken wie die Euch erreichen soll. Hoffentlich seit Ihr 3 lieben Kerlchen noch gesund und munter. Der verdammte Krieg muß doch bald sein Ende haben. Hier sind die Flieger sehr häufig. Es ist ja kein Wunder, Deutschland ist ja nicht mehr so groß. Ich will mir noch eine Kleinigkeit zu Essen kaufen, denn morgen ist Sonntag. Ich hoffe, daß Euch nichts ist. Möge der Herrgott Euch und auch mich weiter in seinen Schutz nehmen. Seit herzlich gegrüßt und geküßt
Von Eurem Papa.
Auf Wiedersehen.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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