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Brief (Transkript)

Peter W. an seine Ehefrau am 11.02.1945 (3.2002.7401)

 

No 3.

11.II. 1945


Meine liebste Trude!

Weißt Du, ich hatte die ersten Tage meines Hierseins nur recht wenig Lust zu schreiben, weil ich nicht wusste, ob die Post überhaupt von hier oben abgeht. Nun sah ich aber, daß meine Quartiersleute auch Post aus dem Reich erhalten und so hoffe ich, daß meine Briefe Dich auch erreichen. Mit der Feldpost zu uns hierher scheint es allerdings noch nicht zu klappen, denn meine Einheit erhielt seit meiner Abreise Mitte Januar keine Post mehr. Aber das wird dann auch gelegentlich geklärt werden. Die Hauptsache ist schließlich ja, daß Du von mir Nachricht erhältst und nicht unnötig in Sorge um mich bist. Allerdings möchte ich Dich gerade für die nächste Zeit um ein besonderes Gedenken bitten, ich werde es hier oben wohl noch nötig haben. Immer wieder und in allem wollen wir in hl. Bereitschaft den Willen Gottes entgegennehmen als hl. Aufgabe und Apostolat für Christi Reich und seinen Frieden. Der Beginn der hl. Fastenzeit lässt das Bild des Kreuzes ja wieder lebendigt in uns werden. Mit beiden Händen umfassen wir es, tragen es tapfer und stark in frohem Wetteifer, wir werden dann gewiß die Sonne des Ostermorgens erstrahlen sehen. Das Erleben der letzten Tage auf meiner Reise nach hier hat mich ja so gewaltig beeindruckt und ich kann Dir nur versichern, daß alleine der gute Gott der armen geplagten Menschheit helfen kann. Endlos sind die Kolonnen des Elends, die aus dem Osten ins Reich strömen – Schreckliche Bilder des Jammers bieten sich einem dar – die alten Frauen und kleinen und kleinsten Kinder! Wieviele gerade der Kleinsten können diese Strapazen nicht überstehen – oh – es ist zum Weinen! Man kann schon sagen – ein jeder dieser wandernden Menschen ist ein wahrer „Job“ geworden! Meine Liebste – wir stehen mitten unter diesen leidenden Brüdern und Schwestern – selbst zwar auch leidend, aber doch als frohe und glückliche Kinder unseres Vaters, wenn wir durch unser eigenes Tapfersein, durch Beten und Opfern den andern in unsichtbarer Weise helfen! Und wenn von uns selbst noch Härteres und Schwereres verlangt wird - dann sind wir auch dazu bereit!
Wie mag es Dir gehen, mein gutes Herz? Ob Du nun schon wieder an Ort und Stelle bist, Ich denke so oft an Dich und meine Gedanken suchen Dich bald hier, bald dort. Ob der Herrgott unsere lieben Mutter noch ein wenig bei uns läßt? Wir würden uns von Herzen freuen. Aber wenn er sie zu sich ruft (oder gar schon gerufen hat – ich weiß es ja noch nicht), so soll die Trauer uns nicht niederringen – wir wissen, daß Mutter beim Herrgott Lohn und Ruhe findet nach einem Leben voll Arbeit und Sorge.
Leb nun wohl, meine beste Trude. Immer weile ich Dir zur Seite in ritterlich teilnehmender Sorge und Liebe. In Ferne und Trennung bin ich nur
Dein Peter
der Dich innerlich küsst und segnet

 

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