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Brief (Transkript)

Gertrud B. an Peter W. am 26.10.1944 (3.2002.7401)

 

Nr. 67

26.10.44



Mein lieber, guter Peter!

Du wirst es genau so wissen wie ich was mit unserem schönen Aachen ist. Ich kann es ganz einfach nicht glauben und doch ist es furchtbare Gewißheit. Ich schicke Dir einen kurzen Artikel mit den ich in der Südfront fand! – Das Photo soll wieder eine kleine Freude für Dich sein, außerdem siehst Du daran wie gut es mir geht. Ja, es gibt neben der Arbeit, neben allen Kummer und den Sorgen, des Lebens auch noch manches Schöne und für diese kleinen Lichtblicke und erwärmenden Sonnenstrahlen muß man Herz und Auge offen halten und sich auch in dieser Zeit einen klaren Blick bewahren. – Du schreibst von einem Deiner früheren Mitbrüder von dem Du einen Brief bekommen hast. Sieh zu ob Du ihnen ein wenig helfen und unter die Arme greifen kannst, es wäre schade, wenn er sich nicht wieder fangen würde. So macht man sich oft Gedanken um Einzelne, trägt Sorge um Einzelschicksale – auf der anderen Seite wird mit dem Menschenmaterial (ein hässlicher Ausdruck) geaast, daß es furchterregend ist. Wie manchem Menschenleben wird gerade in diesem Krieg gewaltsam, roh und rücksichtslos ein Ende gemacht, und doch bleibt auch bei diesem Massensterben der Wert der einzelnen Seele vor Gott der Gleiche, deshalb bleibt auch für uns immer, in guten wie in schlechten Zeiten, die Pflicht zu christlicher Bruder u. Nächstenliebe eine hl. Aufgabe. – Daran müssten wir noch viel mehr denken als wir es vielleicht schon tun. –
Sonst gibt’s hier nichts Neues. Wie mag es Dir gehen, mein Lieb? Ob ihr schon wieder auf Wanderschaft seid? Schade, daß es nie bis nach Italien reicht. Ich bin so voll Sehnsucht nach Dir, aber Warten und Geduld haben sind große Tugenden, es ist schon besser, man übt sie freiwillig als unfreiwillig. –
Leb‘ wohl mein teures Herz, mein Alles! Meine Gedanken umgeben Dich in steter Liebe und Treue und in dem Frohbewußtsein sein der Kinder Gottes sind wir innigst miteinander verbunden über Zeit und Raum. Ich küsse Deine lieben Hände und streichle Dir ganz lieb und zart über Deinen Haarschopf. Du bist ja mein Alles, mein großer, wilder Junge, so wie ich immer
Deine Trude bin

 

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