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Brief (Transkript)

Gertrud B. an Peter W. am 26.07.1944 (3.2002.7401)

 

Nr. 18.

Italien, am 26.7.44



Mein lieber, guter Peter.

Wo magst Du inzwischen hingewandert sein? – Wenn Du doch wenigstens vorher etwas Post bekommen hättest und vor allem die Bilder vom Hochzeitstag. Ich wünsche es so sehr, meine Briefe sind zwar oft kurz und ich glaube auch oft ziemlich nichtssagend, aber ich habe so oft und so viel geschrieben, als es mir eben möglich war. Hoffentlich hast Du soviel Freude an den Bildern wie ich, das Brustbild ist meiner Ansicht nach besonders gut und eignet sich wohl am besten für einen Vergrößerung. Was meinst Du? Ich werde einmal an Gisela schreiben. Es besteht ja nicht viel Aussicht, daß wir jetzt etwas gemacht bekommen, aber man kann es ja versuchen. –
Warum hast Du Dir eigentlich Gedanken wegen dem Schmollabend gemacht? – Mein Peter, das darfst Du wirklich nicht. Es wird wohl nicht das letzte Mal in unserem Leben sein, daß wir einander etwas zu vergeben und zu vergessen haben, aber ist nicht unsere Liebe zueinander, im Kreuze Christi begründet, viel größer und stärker reicher als alle Kleinigkeiten des alltäglichen menschlichen Lebens? Wie kannst Du da Bedenken haben? An solchen Dingen wächst unsere Liebe doch nur und nichts soll und darf Dich hemmen, mir alles zu sagen und alles anzuvertrauen was Du auf dem Herzen hast. Ich bin doch so ganz Deine glückliche Frau, die mit Sehnsucht auf den Tag wartet, wo sie in hl. seelischer und körperlicher Gemeinschaft immer bei Dir sein kann. Schon jetzt ist es unendlich gut zu wissen, daß man einem Menschen angehören darf, der Ebenbild und Kind Gottes ist und nur das eine große Ziel im Auge hat, da spielt auch räumliche Trennung keine Rolle mehr, selbst der Tod würde ja nur eine vorübergehende Trennung und Scheidung bedeuten, denn wir gehören doch für Zeit und Ewigkeit zusammen und wir wollen unsere ganze Kraft einsetzen, dieses Ziel, für das wir geboren sind und leben auch wirklich zu erreichen. –
Heute habe ich trotz aller Arbeit wieder einen freien Nachmittag genommen. Man braucht das ganz einfach und es gibt ja bei uns doch viel mehr was in Ordnung zu halten ist, außerdem gebraucht man bei der Hitze reichlich an Strümpfen und Wäsche. Könnte man sich doch einmal Heinzelmännchen von Köln bestellen! Zuerst habe ich zwei Stunden geschlafen mich in meinen vier Wänden ein wenig umgesehen, was es da so alles zu tun gibt. Heute habe ich nur Kleinigkeiten gewaschen, die große Wäsche steigt in der nächsten Woche. Am Abend, wenn es etwas kühler ist, werde ich noch einen Bummel machen. Könntest Du doch dabei sein, Uhr und Zeit würden uns dann nicht stören, auch nicht die Kameraden der „anderen Feldpostnummer“, die hier nachts ab und zu die Gegend unsicher machen. – Hoffentlich geht es Paul gut. Wie mag es nun in Wirklichkeit mit seiner Verwundung sein? Weißt Du eigentlich wo er zur Zeit steckt? –
Das Joseph zu Hause ist, hat man Dir sicher von dort geschrieben. Ich hätte den „Alten“ ja so gerne wiedergesehen, vor allem hätte ich gewünscht, daß Ihr beide Euch auch kennen gelernt hättet. So müssen wir halt wieder warten. So lieber Peter, laß mich jetzt schließen. Ich will noch einiges andere an Post erledigen. Ich schließe Dich in meine Arme und bedecke Dein Gesicht mit inniglieben Küssen. In verlangender Liebe segne ich Dich und bin auf immer

Deine Trude

P.S. freiliegend der letzte Brief von R. Schrievers.

 

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