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Brief (Transkript)

Gertrud B. an Peter W. am 09.11.1944 (3.2002.7401)

 

Nr. 76.

Italien, 9.11.44


Du mein Alles!
Eben habe ich einem Namenstagsgruß an Elly geschrieben und einige andere kleine Briefschulden erledigt, denn morgens geht wieder Post von hier weg, und da heißt es wachsam sein, daß alles zur Zeit fertig ist und mitgenommen wird. – Wie mag es Dir gehen mein lieber Peter? Ob Du noch in Z. bist? Das ist lieb von Dir, daß Du mir in Deinem letzten Brief all meine vielen Fragen beantwortet hast, nun weiß ich doch wieder ein wenig um Deinen Alltag, wie er aussieht, und was da so alles bei Dir los ist. – Ich werde mich hier sofort einmal nach einem dunklen Schal umsehen, hoffentlich finde ich etwas passendes. Ob Dein Füllfederhalter wieder funktioniert., Du wirst es mir ja schreiben.
Von zu Hause hörte ich verhältnismäßig lange nichts, auch von Paul fehlt jede weitere Nachricht. Ich mache mir doch sehr viel sorgen um sie alle, es ist oft schwer so garnichts zu wissen. –
Nun bin ich auf meiner Station wieder gut eingearbeitet, ich kenne meine Männer alle und weiß so ziemlich was los ist. Augenblicklich gibt es viel Arbeit, wir haben allerhand Schwerverwundete und elende Leute und sehr viel kleine Bübchen mit 17 u. 18 Jahren. Wenn man sie doch etwas mehr verwöhnen könnte, aber allmählich fehlt es an allen Ecken u. Enden- Die „anderen“ sind seit einigen Tagen, da wir wieder besseres Wetter haben, sehr rege und tätig, sie ruckten uns in den letzten Tagen bedenklich nahe. Dadurch gibt es natürlich erhöhte Transport und Nachschubschwierigkeiten, daß wir das in einem so großen Lazarett spüren, kannst Du Dir wohl vorstellen. Der Personendampfer, der den Verkehr zwischen G. und Riva regelt, wurde vor ein paar Tagen von Tieffliegern beschossen, es gab Tote und eine Reihe von Verwundeten, es gibt keine Sicherheit des allgemeinen od. persönlichen Lebens mehr, und die freche Art der Kriegführung der Amerikaner macht sich auch hier breit. –
Da fragt man sich wohl oft mit Recht, wie mag das alles einmal enden? –
Die Pflicht ruft mich wieder. Bei aller Arbeit weilen meine Gedanken oft bei Dir, sie umgeben Dich mit meiner Liebe und Treue und bringen Dir immer wieder meine frohen Grüße. Ich segne Dich und bleibe heute und
immer, nur Deine Trude.

 

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