Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Peter W. an seine Verlobte am 13.02.1944 (3.2002.7401)

 

No 1

L. den 13.2.1944



Mein einzig geliebtes Herz!

Ich glaube, ich muß nun auch von neuem anfangen die Briefe zu nummerieren, denn auch ich bin ganz aus der Reihe gekommen. Ich folge gerne Deinem Beispiel, denn gestern und heute erhielt ich die ersten Briefe Deiner neuen Zählung. Es waren Deine lieben Briefe vom 24. 26. 28. + 30.1. und 2. II. und Dein lieber Kartengruß von 31. I. Immer wieder muß ich Deine lieben Zeilen durchlesen, sie sind ja so köstlich und sagen mir so viel! Ja, ich danke Dir für jedes liebe Wort. Nur zu gerne wäre ich in diesen Wochen und Monaten bei Dir sein und mit Dir den herrlichen Frühling Nord-Italiens zu genießen. Hoffentlich kannst Du nun doch endgültig auf Weiteres in G. bleiben. Jedenfalls nütze die Zeit nur so gut als möglich.
Das Du recht viel Arbeit hast kann ich mir wohl vorstellen u. wenn Du dann am Abend müde und abgespannt bist, dann geh nur zur Ruhe, auch wenn Du mir nicht schreiben konntest. Ich weiß ja, daß Du immer an mich denkst und Deine Liebe für mich wacht. Sorge nur, daß Du in jeder Beziehung gesund und stark bleibst. Alles andere ertragen wir gerne miteinander.
Du meinst also 193 Männer seien doch ein wenig viel! Kann ich sehr gut verstehen, denn 193 Landser, auch wenn sie krank und verwundet sind, können einer armen Schwester schon stark zusetzen. So gerne würde ich Dich am Abend in meine Arme nehmen, damit Du ein wenig ausruhen kannst und Dein Gesicht streicheln und Dir so ganz lieb sein! Ja, mein gutes Herz, denk an Deinen großen, wilden Jungen, wenn Du müde und abgekämpft bist und es Dir schwer wird. Wir verlieren ja auch in schweren Stunden den Mut und unser Gottvertrauen nicht. Der Herrgott wird auch uns einmal eine Zeit ungeteilten Glücks schenken! Wir werden uns dieses neue Leben, daß wir beide so sehr ersehnen mit Gottes Hilfe gewiß einst aufbauen können.
In Deinem Brief von 28.1. lagen die beiden Vorschläge für die Hochzeitsanzeige. Ich finde sie für sehr gut, besonders deshalb, weil Du darin alles Unnütze wegläßt, wie man es sonst findet w.z.B. Obergefr. … DRK SChw … Wenn es keine Schwierigkeiten hätte, würde ich beide Ausführungen bestellen und zwar die erstere mit „Wir spenden uns das hl. Sakrament der Ehe“ besonders für jene Verwandten und Bekannten, die auch etwas damit anzufangen wissen. Die zweite Ausführung mehr für Bekannte in Militärkreisen usw.
Das Symbol könnte ja für beide Ausführungen gleich sein. Zwar bin ich dafür, daß das Kreuz durch beide Schnittpunkte der Ringe geht. Die Ringe könnten wir dannrot – das Kreuz schwarz nehmen. Ich selbst benötige von der ersteren Ausführung ca 30 u. der II. ca 20.
Wie ist das, hast Du einiges von den Papieren zusammen, die ich von Dir benötige. Ich würde Dir anraten, lass die Sachen als Dienstschreiben durch das Lazarett in dem Du gerade tätig bist an meine Adresse schicken. Und zwar an II/ SChlachtgeschader 1 , Lida. Die entsprechende Ortsänderung erfährst Du ja jeweils. Einliegend schreibst Du dann: Zu Händen Abg---
Es wäre ja gut, wenn wir diesen Papierkrieg bald erledigt hätten. Dann können wir immerhin leichter den Tag in etwa festlegen. Wenn ich daran denke, dann komme ich so gerne ins Träumen und dann male ich mir alles aus. Wie herrlich und schön muß es werden. Und oft wünsche ich mir, wir wären an diesem Tage so ganz allein, irgendwo in einer einsamen Waldkapelle. Und wenn wir dann vor Gott unser beglückendes Ja gesprochen haben, dann möchte ich mit Dir in den Sommerwald hinauswandern, und unsere Herzen würden überströmen und emporsteigen mit dem Gesang der Vöglein – leicht beschwingt –frei und froh!
Ehrlich gesagt, in gewisser Beziehung fürchte ich mich vor dem Hochzeitstag. Ich wünsche nur, daß er nichts von dem inneren Erlebnis rauben möchte.
Ich freue mich, daß Du nun den Anzugstoff endgültig für mich abholen könntest. Ich werde ihn gut gebrauchen können.
Das Du aus Wildnis noch keine Post bekommen hast, kann ich in etwa verstehen. Sie haben vielleicht doch ein wenig schlechtes Gewissen. Ich selbst erhalte auch kaum Nachricht von daheim. Ich glaube, man ist nur aus einem gewissen Trotz gegen unsere baldige Heirat. Ich hoffe jedoch, daß sich der auch noch legen wird. Jedenfalls finde ich darin keine Schwierigkeit.
Laß mich nun wieder schließen, mein gutes Herz! Du weißt ja, dass all meine Liebe nur Dir alleine gehört. Ich segne Dich mit innigen Wünschen. Zart und leise küsse ich Dich und bleibe
stets
Dein Peter

 

top