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Brief (Transkript)

Peter W. an seine Verlobte am 09.08.1943 (3.2002.7401)

 

Im Osten, den 9. Aug. 1943



Liebste Trude mein!

Dein Peter wandert wieder einmal mit all seinen Gedanken zu Dir in den Westerwald, von wo ich heute Deinen lieben Brief vom 5.9. erhielt. Ich bin ja so froh und freue mich mit Dir, daß Du Dich dort in aller Ruhe ein wenig erholen kannst. Du hast es gewiß bitter nötig. Ich weiß, was Deine Reise heimwärts bedeutet – dann jede Nacht Fliegeralarm – und dann auch noch das, was kommen mußte – eben die Aussprache. Mein Herz – ich kenne Dich ja nun zu gut, als daß ich nicht wüßte, wie nahe Dir das alles geht und wie schwer Du daran trägst. Nun, wir hatten uns doch schon zu sehr darauf gefreut und mit dem Gedanken vertraut gemacht. Ehrlich gesagt, so ganz komme ich doch nicht darüber hinweg. Ich weiß immer noch nicht, was ich machen soll. Mir kommen oft die dummsten Gedanken in den Kopf. Ach, ich will nicht davon sprechen – es hat doch alles keinen Wert. Nur warten - nur hoffen –nur sehen und vielleicht nie Erfüllung. Die Kanten meines Kreuzes drücken manchmal doch recht schwer. Manchmal komme ich mir vor wie der alte „Job“ – „adhaesit in terra venter nostra“ – Kennst Du dies Klagelied aus der Vorfastenzeit? Es kommt mir in den letzten Tagen so oft in den Sinn. Wenn ich nun irgendwo hin flüchten könnte, wo ich so ganz alleine wäre – traumhaft allein, ganz von der Erde gelöst. Ich möchte alles von mir abwerfen – ich stoße überall an: Ob ich je wieder ganz zur Ruhe komme? Es sind ja Mißklänge in die schönen Stunden Deines Urlaubs hinein –aber es muß doch alles einmal herunter. Jedenfalls soll es Dich nicht traurig machen – nein freu Dich, auch wenn Dein großer, wilder Junge einmal ein wenig zappeln muß.
Mit meinem Urlaub wird es vorläufig auch nichts werden – ich schrieb Dir ja schon davon. Ich weiß auch garnicht, was ich Ende Sept. oder Oktober machen soll – ich habe im Augenblick auch gar keine Lust. Am liebsten möchte ich warten, bis du zum nächsten Male fährst. Vielleicht klärt sich doch noch manches.
Um mir ein wenig Zerstreuung zu schaffen, habe ich mir am Nachmittag den Buntfilm „Münchhausen“ angeschaut. Vorher warten wir zusammen mit Fingerlein in die Desna. Übrigens er frug nach Dir und läßt Dich herzlich grüßen.
Ich wünsche Dir nun frohe – glückliche Stunden und träum unter unserem Liebesbaum ein wenig von Deinem großen, wilden Jungen, der Dich herzt und küßt und segnet. Er ist doch nur
Dein Peter

Auch heute wieder herzliche Grüße an alle Lieben!

 

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