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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Familie am 04.08.1943 (3.2002.7163)

 

Rußland, 4. 8. 1943



Meine Liebsten!

Nun bin ich schon wieder vier Wochen von Euch fort, die zeit vergeht ja schnell. Habe erst von Euch zwei Briefe erhalten, wo denn die Briefe wieder liegen bleiben, werden wieder alle auf einmal kommen. Diesen Brief gebe ich einen Urlauber mit, dann braucht er nicht so lange. Wenn es Fanny möglich ist, eine schwarze Stoffarbe zu bekommen, dann soll sie mir eine senden, aber nicht gleich wieder den ganzen Markt ablaufen. Jetzt ist es mit den Briefschreiben wieder streng, die Zensur, nicht einmal über das Essen soll man schreiben. Jeden Tag werden noch strengere Befehle verlesen, immer wieder die Todesstrafe, die wird uns angedroht.
Es gibt viele, welche auch die einzigen Söhne sind und müssen den gleichen Dienst machen wie ich, wie ihr sieht, sind die Aussichten auch nicht so rosig, die Hauptsache, daß ich nicht ganz vorne bin, denn gar so schlimm ist es ja bei uns nicht, nur daß wir sehr viel Posten stehen immer die ganze Nacht jeden Tag. Heute kann ich schon nicht wieder einen langen Brief schreiben, weil ich gestern schon einen geschrieben habe. Nun sind Anglo-Amerikaner in Italien gelandet, wie wird das noch enden, wenn es so weiter geht, sind sie bald Germansky. Ein Ende muß einmal sein, ganz gleich wie. Wegen uns kommt es wie es will, denn wir können ja nicht ändern an der ganzen Lage. Müßt Ihr noch mehr Bombengeschädigte nehmen, die werden uns halt die Betten auch noch nehmen, bis auf zwei, dann wird Fanny froh sein, wenn sie bei uns schlafen darf, es wird schon wieder recht werden. Für heute weiß ich nichts mehr, nicht mit den besten Willen. Jetzt Cilly wirst Dich schon wieder ein wenig getröstet haben, laß nur sein, auch diese Stunde kommt wieder, wo wir beisammen sein können.
Seid für heute recht vielmals
gegrüßt von
Euren
Otto

Nun ist es 5 h früh, komme soeben von der Wache rein, diese Nacht war es sehr kalt, da ist man froh, wenn man 10 Stunden im Freien ist, Daß es mir da nicht gut geht, könnt Ihr Euch denken. Hätte gestern abends noch auf eine Brief gewartet, kam aber keiner, vielleicht heute.
Ja, schwer sind die Leiden des armen Landsers, wenig Brot, auch das Essen, dafür aber Tag u. Nacht
keine Ruhe

Nochmals herzlichen Gruß
Euer
Otto

 

 



Ansicht des Briefes

 

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