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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 06.07.1942 (3.2002.7163)

 

Alle Tage Cilly, brauchst mir kein Päckchen zu senden,
ich schreibe schon, wann ich was brauche, sonst weiß ich
heute nichts, bis der Brief zugeklebt ist.

Rußland, 6.7.1942



Liebste Cilly!

Habe keine Post mehr von Dir erhalten, weil wir nur alle 6 Tage Post bekommen, da kann ich doch nicht so lange warten, sonst denkst Dir gleich wieder, ob ihn nicht doch die Russen gefressen haben. Es wird doch nicht so sein, wie Du Dir immer denkst. Am Samstag, Cilly, bekamen wir 1 Liter Bier, ein bißchen Schnaps u. Wein, ei Kamerad von mir wollte das Bier nicht, weil es ihm teuer war, durch diese Dummheit bekam ich eben 2 Liter, denn ich will mir kein Vermögen sparen in Rußland.
Du schreibst mir immer, ich soll nicht alleine fortgehen, sei nur ganz ohne Sorgen, keiner geht weiter, wie er gehen muß, weil es ja doch ein Leichtsinn wäre und kommt auch von keinen vor. Bin immer noch im gleichen Ort (Poldino) bie Wjasma, die Stechmücken sind immer noch gleich bös, zur Zeit habe ich einen schönen Augendeckel, weißt als wenn Dich eine Wespe gestochen hätte. Die meisten Tage haben wir einen Ausmarsch in die umliegenden Ortschaften um nach den Feind zu suchen, aber zu keinen Kampf kam es noch nicht, die kommen meistens mit erhobenen Händen aus den Wäldern heraus. Die Bevölkerung, die noch hier ist, brauch man nicht zu fürchten, wehe wenn die einen Deutschen was zu Leid tun, dann würde keiner mehr am Leben sein. Die Witterung ist sehr schön, regnen tut es auch gleich, hier wächst das Getreide viel schneller, auch die anderen Früchte. Bin nun in einer Holzhütte, 10 m entfernt, ein Weiher, daneben ein großes Kloster, es ist ein Teil ausgebrannt und durch die Bolschewiken vernichtet, sonst sind noch schöne Gemälde drinnen, wie durch ein Wunder erhalten. Sonst bin ich immer gesund, was auch bei dir der Fall sein wird, gehe nur Du auch alle Tage abends ein wenig spazieren und sonntags. Wenn Du wieder ein Päckchen sendest, lege mir eine kurze Pfeife bei, weißt schon meinen Geschmack, mit einen Hornspitz, sonst wenn die meine flöten geht, habe ich keine Ersatz. Sende nur nicht allzu viel Rauchwaren auf einmal, denn wir bekommen ja auch welche. Sei für heute
vielmals gegrüßt Dein Otto
Gruß an Fanny.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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