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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau und Schwester am 19.08.1941 (3.2002.7163)

 

19.8.1941


Meine lb. Cilly!

Deine beiden Briefe, die Karte und das Paket heute Mittag erhalten, sonntags wird hier keine Post verteilt und Montag war ich nicht da bei der Postverteilung, so erhielt ich heute die ganze Post. Alles war dabei, was ich brauchte, aber heute weiß ich schon wieder was fürs nächste Paket, zwei Taschentücher, weil ich zwei schon kaputt gewaschen habe und einen Fußpuder, wenn Du einen bekommst, denn in den Füßen so schwitzen muß, dann habe ich wieder alles, was sich brauche, nur die Wolle hast sehr gespart.
Liebe Cilly! Sonntags war ich in Nürnberg, war nachmittags am Dutzendteich und in der Kongresshalle, Franz und Käthl waren auch dabei, abends habe ich den Gockerl gegessen, den mir Mutter zu der Zenzl hingeschickt hat und drei Knödl dazu. Dann gingen wir ins Rheinische Weinstübl, waren bis 1 Uhr früh dort, hatte nur zwei Schoppen Wein getrunken, denn betrunken dar ich hier nicht sein, weil es nicht Neukirchen ist und unter fremden Menschen bin.
Das ist ein Weinkeller, es war ein sehr schönes Konzert, dann blieb ich über Nacht bei der Zenzl und morgens 6 Uhr ging ich wieder heim in die Kaserne, ich hatte Ausgang bis 7 Uhr früh. So verbringe ich hier die freie Zeit. Kein Geld brauchst mir nicht zu senden. Da hat Vogl Otto richtig Pech gehabt, daß er entlassen wird, der wird sicher nichts dagegen haben, wenn er wieder daheim sein kann. Ich darf ja noch nicht so schnell daran denken, daß ich von diesen Verein befreit werde, ich bin gesund und habe nicht die geringsten Beschwerden und darf froh sein, daß ich nicht unter lauter Aktiven bin, wenn ich ledig wäre würde ich bestimmt dabei sein, würde mich ja dann freiwillig gemeldet haben, aber diesen Kummer und Sorgen will ich Dir ersparen. Ist denn Berta ihr Mann schon länger krank, dann kann er nicht mehr abseits gehen. Die freie Zeit ist hier nicht viel, es ist besser ich schweige darüber und schreibe nicht so viel, weil es ja doch nicht anderst wird.
Gehst doch ein wenig spazieren oder gehst den ganzen Tag nicht raus, schaue nur auf Deine Gesundheit auch. Heuer hast den ganzen Sommer Besuch gehabt, alle kamen, nur Dein Alter nicht. Sonst wird ja alles beim Alten sein, Du machst ja alles recht, da brauch ich mich um meine Cilly nicht kümmern.
Sei recht herzlich gegrüßt
von Deinen glücklichen Otto
Grüße an die Berliner, an Seppl und Ferdl.

19.8.1941



Liebes Fannerl!

Für Deine beiden Briefe vielen Dank, muß Dir gleich auch Antwort geben, weil ich gerade freie zeit habe zum Schreiben. Du schreibst mir halt immer die ganzen Neuigkeiten, was in Neukirchen alles vorgeht. Da hat Mühlbauer Karl noch Glück gehabt und der Schuhmodlbauern Franz. Die Sophie wird um ihren Karl recht jammern den ganzen Tag, jedes hat im Kriege ihre Not. Wenn ich in Rußland wäre, dann würde Cilly auch den ganzen Tag jammern und Dich fragen alle Tage „glaubst Du bestimmt, das ihm nichts passiert“ Ich weiß ja wie Cilly fragen kann, wenn sie eine Laust auf ihrem Herzen hat. Wie Du krank gewesen bist, hat sie mich auch jeden Tag ein paar Mal gefragt, glaubst Du bestimmt, daß Fanny wiedergesund wird. So wird sie Dich halt jetzt fragen, sage nur immer Dein leichtsinniger Otto kommt schon wieder.
Sonntags war ich in Nürnberg, auch hier merkt man es, daß Krieg ist, denn man sieht lauter Weiber. Die jungen Männer, die hier sind, sind Italiener, Tschechen, alle Nationen, Französinnen, Holländerinnen, Norwegerinnen usw. Die arbeiten in den Fabriken, da hört man an jeden Tisch eine andere Sprache. Diese Weiber kennt man schon vor weiten mit ihren knallroten Lippen. Sonst ist ja Nürnberg eine ganz schöne Stadt, aber wenn man in Uniform rumlaufen muß, ist man kein freier Mensch nicht, weil man nur Pflichten hat, so kenne ich mich schon ganz gut aus. Weißt die Wohnungsverhältnisse haben sie nichtschöner wie wir, die sehenden ganzen Tag nur Häuser wenn sie zum Fenster raussehen, für die Stadt schwärme ich niemals.
Fanny Du weißt was ich alle Monat brauche, sonst bekommt man ja nichts und Zenzl die brauchen ihre M. selbst so notwendig wie das Brot, sende mir nur einige, wenn möglich Nährmittel u. Fett, die bleiben Euch ja so übrig, Brot auch.
Das wird so heuer Dein erster Ausflug gewesen sein den Du gemacht hast auf den Osser. Weißt Fanny die Soldaten die längere Jahre dabei sind, werden ja kaputt sein wenn sie älter werden, dann kommen die Leiden, von dem Kriege.
Sonst bin ich immer gesund, wie geht es Dir immer gesundheitlich mit den Katarrh, ich habe gar keine Plagen. Laß auch wieder was hören von Dir
Recht viele Grüße
sendet Otto

 

 



Ansicht des Briefes

 

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