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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 23.08.1942 (3.2002.7163)

 

23.8.1942



Meine lb. Cilly!

Deinen Luftpostbrief vom 16.8. mit großen Freuden erhaltern, hat nur 7 Tage gebraucht, sende Dir anbei wieder eine Freimarke, sowie eine Zulassungsmarke für ein Kilo-Päckchen. Heute habe ich im ganzen 3 Briefe von Dir erhalten, Nr. 14 vom 9,8., Nr. 15 vom 11. 8. sowie zwei Päckchen Nr. 29 u. 31 in einen Zitrone, den anderen Tee u. Lebkuchen, nun, Cilly reicht mir aber der Tee, auch der Süßstoff, die kleinen Päckchen würden mir lieber sein, aber nicht gleich wieder einen senden. Nun lb. Bill hast aber Dein Geld alles ausgegeben mit den ganzen Reparaturen, ja, alles kostet eben Geld, wenn man was kauft, die Hauptsache, die Arbeit ist geschehen. Jetzt muß bremsen, sonst wirst ganz blank, bekommst noch eine Küche auch noch, da wirst wenig Aussichten haben. An Fanny sandte ich einen Brief, waren zwei Photo von mir drinnen, in den Luftpostbrief könnte ich die Bilder nicht hineinlegen, weil er sonst zu schwer wird. Nun wird Fanny Von München auch wieder zurücksein, denn die zeit ist ja immer schnell vorbei, denn bis ich den Brief bekam, war ihr Urlaub schon wieder vorbei. Der Berliner Jos. war auch in Urlaub da, wohnte er bei Dir, ist er noch nicht heiratslustig geworden, denn jetzt würde bestimmt kein Weibermangel sein. Der wird auch froh sein, wenn er etwas Ruhe hat, denn der muß auch das ganze Jahr fest arbeiten, da geht es einen wie den anderen. Nun bist Du ganz alleine einige Tage, die zeit vergeht ja auch, bis Du wieder einmal alleine bist, wenn Fanny in Urlaub, werde ich dann bestimmt daheim sein. Da geb ich Dir wieder einen schönen Trost, oft glaubt man, daß der Krieg ewig dauert, könnte Dir schon mehr schreiben. Bei uns ist nun immer dicke Luft, aber ich bin ja nicht vorne, aber einmal muß es ja mit den Russen gar werden, daß wir Rußland besiegen, da gibt es keine Zweifel mehr, weil ja viele Russen selber gegen ihre Regierung kämpfen, das könnt Ihr nicht recht glauben, ich würde es doch bestimmt nicht schreiben. Man sieht viele Russen in deutscher Uniform, aber ohne Hoheitszeichen, da kennt man sich oft gar nicht mehr aus, denn in den Rußland wird man nicht klug.
Wir sind ja auch immer unter Russen, ich könnte nicht sagen, daß sie so wilde und falsche Menschen sind, es nur ein Teil darunter, die dürfen sich nicht blicken lassen. Wann es nicht schlechter kommt, wie bisher, dann bin ich zufrieden, ich hätte es mir viel schlechter vorgestellt, natürlich ist man mit den Ungeziefer gemartert, das hat aber mit den Kriege nicht zu tun. Sonst bin ich immer gesund und munter, auch den kommenden Winter wird zum Aushalten sein, wir werden schon warme Wintersachen bekommen.
Die kleineren warmen Sachen sendest mir wenn es Dir möglich ist in 100 gr. Päckchen, sende nur ab und zu einige Pältzln, wenn Du einige billige Feuerzeuge bekommst, dürfen auch gebraucht sein, kannst mir senden. Aber nur wenn es Dir nicht viel Arbeit macht, da brauchst nicht den ganzen Markt gleich ablaufen, so eilig ist es nicht. Die Tabakpfeife nicht vergessen, Fanny wird von München bestimm eine mitgebracht haben. Nun muß ich schließen, damit der Brief heute noch fertig wird. Sei für heute recht vielmals gegrüßt von Deinen Otto

Jeden Augenblick mußte ich heute vom Schreiben weg.
Gruß an Fanny. Auf Wiedersehn euer Liebling.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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