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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Schwester am 09.12.1941 (3.2002.7163)

 

9.12.1941


Liebes Fannerl!

Deinen Brief heute erhaltern und muß Dir gleich wieder Antwort geben, damit Du im Klaren bist, wegen dem U.K-Antrag. In Sachen Jakl und mir. Wie Du mir schreibst, haben die Lehner die Ansicht, wenn sie bei Hörmann mehr Gesuche gemacht hätten, dann würde Jakl noch frei sein. Fanny die sind ganz falscher Ansicht, weißt die stellen es sich ganz leicht vor, weil sie nicht beim Barras sind.
Du kannst Neumeier sagen, es ist ganz zwecklos, an die Kompanie oder an die Einheit ein Gesuch zu machen. Es ist ganz ohne Aussicht, wenn von Hörmann ein Gesuch gemacht wird, nur vom Landrat mit Genehmigung des Arbeitsamtes, der könnte beim Wehrmeldeamt einen Antrag stellen, alle anderen Schreibereien sind vollkommen ohne Aussicht und der Landrat wird es bestimmt nicht machen.
Jakl hat gar keine Aussichten auf Entlassung, ich Fanny sehe doch viele die sind viel schlechter daran als Jakl im Hirn und haben sonst auch noch Fehler, die denken an gar keine Entlassung, solange der Krieg dauert. Jakl könnt es höchstens soweit bringen, daß er ein Innenbeschäftigung bekommen würde, das würde ich in seiner Lage machen. Da kann ich Hörmann gar keine Schuld nicht geben und Neumeier erst recht nicht, denn die haben nicht den geringsten Einfluß beim Wehrmeldeamt, denn im Krieg muß eben jeder Wehrfähige laut Gesetz zum Heeresdienst herbei gezogen, da gibt es wenig Ausnahmen. In den kommenden Jahren werden auch noch die letzten Reserven geholt werden, da wirst nun im Klaren sein. Oft meine ich halt auch, daß es so leicht geht, wenn welche beurlaubt werden, bis man die ganzen Gründe genau erfährt die sind meistens in kriegswichtigen Betrieben gewesen. So Fanny mußt halt Du und Neumeier alleine weiter arbeiten bis dieser Krieg ein Ende nimmt, Neumeier wird bis dahin ein alter abgerackerter Arbeiter sein, sage es ihm nun, das sind meine Ansichten, wie es mit mir bis dahin steht, da heißt es abwarten, was noch alles kommt auf dieser schönen Welt. Sage an Neumeier viele Grüße, werde ihm schon wieder schreiben.
Nun liebe Fanny wirst zu meiner Ansicht auch schön langsam kommen, daß der Krieg noch Jahre dauert, vielleicht wird es nächstes Jahr Schluß in Rußland, wie eich höre rechnet man nicht damit, ich könnte mich auch täuschen, aber ich höre von vielen, die von Rußland kommen diese Meinung. Wie Du siehst, mußt Du Deine Jugend dem Kriege opfern, denn keine schöne Zeiten hast so nicht gekannt in deiner bisherigen Zeit. Ich muß ja auch meine besten Mannesjahre beim Barras verbringen, das ist eben Schicksal, da kann man nichts ändern. Möchte gerne mit Dir wieder einige Stunden plaudern. Wie ich erfahren habe werden nun die Glocken auf den Türmen doch noch an die Reihe kommen, hat man bei Euch noch nichts gehört?
Nun wird bald überhaupt kein Auto mehr gehen, wenn es so weiter geht, sind wir ja früher auch zu Fuß nach Furth gegangen, dann müssen wir halt jetzt auch wieder zu Fuß gehen. Es ist ja Euch in der Heimat auch nicht mehr zu gut. Ihr müßt nun auch genügend Entbehrung mitmachen und die Arbeit wird bei Euch immer mehr werden.
Zur Zeit habe ich auf 14 Tage eine sehr schönen Posten, wir müssen die Durchsuchung von Baracken, wo Gefangene waren vornehmen, da sind uns 20 Mann, ich würde die ganze Arbeit alleine tun in einem halben Tag, so muß man die Zeit so nutzlos verbringen und zu Hause würde man benötigt werden, weißt so geht es meistens zu. Da muß ich mir die ganzen Pläne, was wir noch bauen möchten aus dem Kopf schlagen, Ihr könnt ja auch nicht mehr unternehmen, weil man kein Material mehr bekommt. Wenn Cilly einen Ofen noch bekommt dann muß sie Glück haben. Der Cilly ihren Brief habe ich auch heute erhalten.
Nun muß ich schließen recht Viele Grüße sendet Dir
Otto

 

 



Ansicht des Briefes

 

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