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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 02.08.1941 (3.2002.7163)

 

Mies, 2.8.1941


Meine lb. Cilly!

Deinen Brief mit Marken erhalten, Du weißt halt doch, was ich brauche. Wenn ich gewußt hätte, daß ich bis Sonntag noch hier bin, dann wärst sicher gekommen zu mir.
Wir kommen erst Dienstag Abend von hier weg nach Nürnberg, wo es von dort hingeht , ist noch nicht bestimmt. Wir werden in der Umgebung sein. Und müssen halt mit den Gefangenen so umherzigeunern, es ist immerhin besser als in Polen oder Rußland. Am Dienstag mußten wir schnell den Tornister packen, es hieß, wir kommen am Donnerstag weg, doch nächsten Tag mußten wir wieder auspacken, weißt Cilly, heute sagen sie so und morgen schon wieder anderst, das ist beim Barras immer so, die wissen nicht, was sie wollen.
Wir wurden die 14 Tage hier richtig gedrillt, daß hätte es gar nicht gebraucht, denn Gefangene bewachen, das hätten wir auch so gekonnt. Durch eine Verfügung des Führers dürfen die Jahrgänge von 1907 rückwärts nicht mehr zum Einsatz herangezogen werden, denn es heißt, das sind lauter ältere verheiratete Männer, die meistens Geschäfte haben und die müssen nach dem Kriege wieder weitergeführt werden. Wenn wir die Freiwilligen von Spanien, Rumänien, Ungarn usw. nicht hätten, dann würden wir an die Reihe gekommen sein, weil wir in Rußland sehr viel Truppen brauchen, auch wird es Verletzte geben. Liebe Cilly, da kannst nun ganzruhig ohne Sorgen sein, wenn es nicht bestimmt wahr würde sein, würde ich es nicht schreiben, da mußt Dich halt trösten, wenn nicht gleich auf Urlaub komme, es gibt ja doch so viele Frauen, denen geht es auch nicht besser wie Dir und ich muß ja auch ohne Dir sein. Du hast mir im Brief einen Zeitungsausschnitt gesandt, über Nebenbuhlerinnen. Ich will Dir einige Beispiele schreiben, würde ich auch unter denen sein, würde ich sicher schweigen. In Grafenwöhr war eine, die hatte alle Tage 20 bis 30 Männer abgefertigt, ist doch eine Spitzenleistung, nicht wahr. So viele Familienväter mit 7 Kindern auch weniger, die sind die schlimmsten, die huren wie die Steineseln umher, denn schlechte Weiber gibt es überall, auch in Mies, ich will nicht alle anklagen. Sonntag war einem seine Frau und Kinder hier, ging mit ihr um 6 Uhr zum Bahnhof, um 7 Uhr hatte er schon wieder eine andere gehabt. Männer mit 45 und mehr Jahren ziehen mit Kriegerfrauen umher, wieder einer lebt in Scheidung weil seine Frau und 4 Kindern mit einem Weißrussen in Freundschaft lebt. Frauen, deren Männer im Kriege sind ziehen mit anderen Soldaten umher. Ich muß nun aufhören, weil ich Dir zuviel Beispiele schreiben könnte.
Ich wurde schon von Weibern abends angesprochen, von denen mir Ekel zum Halse heraushing, Du kennst mich doch, Cilly, und brauchst Dir keine Gedanken zu machen. Nun Cilly habe ich Dir auch andere Sachen auch mal geschrieben. Das Essen geht schon hier, die können uns ja nicht mehr geben, weil nichts mehr da ist im Lande, es heißt immer die Lebensmittel sind wenig wir bekommen nicht mehr zugewiesen. Haltet Euch nur etwas Vorräte, damit ihr nicht in Not kommt. Der Krieg heißt soll mindestens noch 2 Jahre dauern, weil Amerika auch noch kommt, ein schöner Trost.
Nun meine Cilly sei vielmals gegrüßt
Dein Otto
Werde Dir schon nochmals schreiben von Mies. Gruß an Fanny!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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