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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Schwester und seine Ehefrau am 25.02.1943 (3.2002.7163)

 

Rußland, 25.2.1943


Liebes Fannerl!

Wieder naht nun Dein Namenstag, wenn auch mein Brief um einige Tage früher kommt, auf den Tag kann man es von hier aus nicht machen. Heuer werden es schon drei Jahre, daß ich Dir zum Namenstag nicht mehr persönlich gratulieren kann. Wünsche Dir zu Deinem kommenden Namenstag alles Gute, recht viel Glück und Gesundheit in Deinen Leben, damit Du einmal recht glücklich wirst. Wenn ich auch weit von dir entfernt bin, aber Deinen Namenstag darf ich ja nicht vergessen, weil ich doch bestimmt weiß, daß Du diesen Tag mit Freuden erwartest und bestimmt einen Brief von mir hoffst. Werde im Gedanken bestimmt an diesen Tag bei mir (?) sein, Du weißt ja Fanny ich ehre meinen Namenstag nicht so wie Du, sonst kann ich Dir keine Freude machen, als einen langen Brief zu schreiben, würde Dir gerne etwas senden, aber hier bekommt man ja nichts.
Wie schnell ziehen die Jahre dahin, man merkt es kaum wie schnell die Zeit vergeht, das Leben zieht vorbei wie ein Traum. Jetzt werden es acht Jahre, daß ich und Cilly verheiratet bin, wer ahnte von uns, wie schnell die Jahre vergehen werden, da hätten wir bestimmt gesagt, acht Jahre ist eine Ewigkeit. Du lb. Fanny hättest bestimmt gesagt zu mir, wer weiß wo ich in acht Jahren bin, es kam aber das Gegenteil, Du bist daheim und ich so weit von Dir entfernt. Nun lb. Fanny verbringe Deinen Namenstag recht gut und mit frohen Mut und vergesse die Sorgen des Alltags, denn Du hast ja auch schon schwere und harte Stunden in Deinen Leben mitmachen müssen. Durch die vielen Schicksalsschläge wurdest Du hart und oft einsam im Herzen, heute Fanny weiß ich, was Deine Jugend für Dich Gutes hatte, sei zufrieden um so mehr Erfahrung hast Du in Deinen Leben.
Jetzt lb. Fannerl willst Du auch wissen, wie es mir geht immer, gesundheitlich bin ich immer sehr zufrieden, möge mir der lb. Gott auch weiterhin die Gesundheit schenken, damit die kommenden schweren Wochen vorübergehen. In meinen letzten Briefen habe ich doch Andeutungen gemacht, daß wir zurück müssen von diesen Gebiet, warten schon jeden Tag darauf. Wir werden dieses Gebiet zwischen 1. und 3 März für immer verlassen und zwar zu Fuß. Jetzt Fannerl erschrecke nicht, wir müssen 21 tag marschieren bis wir das Ziel erreichen, aber auch diese zeit wird vorüber gehen, wen auch viele Strapazen dabei sind. Nun Fannerl weißt Du, wo ich an Deinen Namenstag bin, irgendwo auf den verschneiten Landstraßen Rußlands tipple ich so einsam im Gedanken bei Euch daheim, kein Obdach, keine Heimat. Aber nur ein kleiner Gedanke an Euch, wann ich müde sein sollte, macht mich wieder stark und gibt mir wieder Mut von neuen, ich muß zu Euch wieder kommen in die Heimat, da kann kein Opfer zu groß sein.
Sei nur froh, daß der Krieg nicht in unseren Land ist, da sieht man erst was dieses Wort Krieg bedeutet. Alle Dörfer müssen von Zivil geräumt werden, da sieht man herzzerreißende Szenen, was man nicht schildern kann, dann wird alles den Erdboden gleichgemacht und vernichtet. Zu essen haben wir da genug, wie Schafe, Hühner usw. da wird jeder ein Koch mit der Zeit. Auch kochen wir uns immer öfter einen Bohnenkaffee, aber leider haben wir keine Kaffeemühle, als Ersatz nehmen wir eine Montagezange und zerdrücken die Bohnen, der Landser weiß sich überall zu helfen in seiner Not. Es ist halt so ein Zigeunerleben, wo man alle Bequemlichkeiten entbehren muß, weißt Du Fanny, weiß man was die Heimat bedeutet für einen. Jetzt lb. Fanny steht die Sonne schon höher am Himmel, ein Zeichen, daß der Winter bald weichen muß, noch ein Monat dann muß er ein Ende nehmen. Um 5 h früh dämmert es schon wieder, um 6 h scheint die Sonne schon, aber abends um 5 h ist es schon dunkel. Seit Ende Januar haben wir jeden Tag Schneestürme, denn der Wind geht den ganzen Tag. Nun lb. Fannerl muß ich wieder schließen und bleibe recht gesund, recht viele Grüße auf Wiedersehn
Otto
Soeben habe ich wieder Post erhalten, einen Brief Nr. 10 (oder 40) vom 14. auch die Abschrift von der Heilsarmee war dabei und einige Zeilen von Dir. Nochmals Gruß Otto

Im Briefumschlag:

Neukirchen, den 28.1.1943
Mein lb. Otto.
Anbei 1 Stückl Geselchtes
4 Sch. Große Süßstoff
ein bißchen Schweineschmalz
Film Plätzchen
Laß Dir alles schmecken, bleib gesund und sei vielmals gegrüßt auf Wiedersehn Deine Cilly. -

Herzliche Grüße Fannerl! Morgen schreibe ich Dir ein Brief.
3.2 Päckchen nach Weihnachten.

Meine lb. Cilly
Wie Du siehst habe ich auch dieses Kilo-Päckchen erhalten, es ist alles ganz gut angekommen. Heute kann ich Dir keinen langen Brief mehr schreiben, weil ich ja Fanny schon einen vier Seiten langen Brief geschrieben habe, wo würde ich denn so viel auf einmal wissen, wenn man alles schreiben würde, was man sieht, könnte es der Fall sein, Du wirst Dir halt denken, wenn er Fanny eine vier Seiten langen Brief schreib, denn muß er doch seinen Frauchen einen sechs Seiten langen Brief schreiben, nur keinen Neid, Du hast eben Deinen Namenstag auch nicht. Aber ich weiß meine lb. Cilly hat da Verständnis und ist zufrieden, wann sie den Brief lesen darf. Ich Cilly, wenn Fanny wäre, würde Dir den Brief nur einmal lesen lassen, aber Du willst halt jeden Brief gleich drei- und viermal lesen, damit Du ja alles genau weißt. Nun lb. Cilly mußt ihr halt einen recht guten Kuchen backen, bei guten Bohnenkaffee, denn mit der Firmungsfeier wird ja nicht viel los sein, daß ihr ein Räuscherl heimbringt, da brauch ich bestimmt keine Sorgen zu haben. Sonst bin ich immer gesund auch brauchen wir keinen Hunger zu leiden, man bekommt noch viel Vieh zum Schlachten, morgen bekommen wir ein Schaf, nun sind wir die Herren in den Dörfern weil da Zivil fort ist. Sei für heute vielmals gegrüßt von Deinen Otto.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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