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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 29.08.1942 (3.2002.7163)

 

Rußland, 29.8.1942



Meine lb. Cilly!

Heute ist ein sehr schöner tag, mir scheint in Rußland ist der August das schönster Monat. Nun lb. Cilly habe ich mich schon ganz gut eingewöhnt, nur daß der Dienst nicht weniger geworden ist. Es ist mir bestimmt nicht lästiger wie in Langwasser, die ewige Gefangenenbewachung, hier ist jeden Tag ein anderer Dienst.
Wie ich Dir ja schon immer schrieb, brauchst um mich nicht so besorgt sein, auch wenn ich in Rußland bin. Bin nun schon drei Monate hier, es ist aber nicht so, wie es im Reich geschildert wird. Auch ich wurde enttäuscht, man hörte doch immer, die Russen sind halbwilde Menschen, noch dazu, bei Euch, da wurden ja ganze Romane erzählt.. Kann Dir nur schreiben, daß es auch in Rußland fleißige und anständige Menschen gibt. Du sollst nur die Burschen sehen, genau wie bei uns, die haben keine finsteren Blicke nicht und sind auch frdl. zu uns. Der größte Teil steht im Dienst unserer Wehrmacht und tagen unser graue Uniform, man kennt sie von den Deutschen nicht weg. Die Bevölkerung ist uns auch nicht feindl. gesinnt, weil es ihnen ja auch bei Stalin nicht gut ging. Der Russe ist eben ein Volk, der fügt sich seinen Schicksal, wie es eben kommt, sind auch viel gleichgültiger wie wir. Wenn da einer stirbt, da heißt es eben, der ist kaputt, die nehmen alles viel leichter wie wir.
Nun zur Frauenwelt, man sieht hier saubere Mädchen, blond, blaue Augen, die sich bestimmt mit in Deutschland Konkurrenz leisten könnten. Auch in der Kleidung könnten sie ruhig in einer Stadt sein, die haben die gleichen Schuhe und Kleider an, da sieht man auch die feinen Seidenkleider. Weißt ich bin auch schon öfters ganz platt gewesen, es war halt doch eine Stadt gewesen, wo ich bin. Es wird nun fest, den ganzen Tag gearbeitet, die meisten Häuser, die noch zum Reparieren sind, werden wieder hergerichtet, es kommt nun schon wieder der Aufbau, wo noch vor drei Monaten der Krieg herrschte. Auch werden in nächster Zeit Verkaufsläden für Zivil eingerichtet, damit die Bevölkerung was kaufen kann. Es gibt auch noch viele Banditen, die sich aber in den Wäldern aufhalten, es wird ihnen aber auch zu Leibe gegangen.
Jetzt lb. Cilly habe ich Dir wieder genug von Rußland geschrieben, es muß ja nicht immer das Schlechte sein, es gibt auch Licht- und Schattenseiten. Für Dich ist es ja die Hauptsache, wenn jeden Tag ein Brief von mir kommt, weil Du es ja so gewöhnt bist von mir, wird auch in Zukunft so bleiben, wenn es mir möglich ist. Ich habe Dir schon geschrieben, was für Artikel ich zum Eintauschen brauchen würde, wie Feuerzeuge, Zigaretten, Spitze, Pfeifen, kleine Taschenmesser, Spiegel u. Taschenkämme, was man halt für den tägl. Bedarf braucht. Süßstoff nur die kleinen Päckchen senden, Du brauchst Dir aber keine großen Bemühungen machen, was Du nicht hast, brauchst nicht senden. Ich glaub, es lohn sich ja nicht um einige Mark solche Schundwaren senden zu lassen, wer weiß wie lange ich hier bin. Hunger leiden brauch ich ja auch nicht, weil ich ja ohnedies keinen so großen Magen habe. Um Rauchwaren bekommt man auch alles, aber nur so viel senden, die Du leicht entbehren kannst. Auch Limonadenpulver ist ein Artikel für mich.
Nun meine lb. Cilly habe ich wieder genügend geschrieben, denn alles hat einen Anfang u. ein Ende, so ist es auch beim Briefschreiben. Bin immer gesund u. munter, was die Hauptsache ist. Sei für heute recht vielmals
gegrüßt auf ein frohes Wiedersehn
Dein
Otto
Gruß an Fannerl, mein Liebling.
Die Würstchen waren noch ganz gut.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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