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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau am 23.09.1942 (3.2002.7163)

 

Rußland, 23.9.1942



Meine lb. Cilly!

Habe heute Deine beiden Brief, Nr. 22 u. 23 vom 6. und 10.9. mit großen Freuden erhalten, sowie auch das dritte Kilo-Päckchen, hatte aber noch nicht Zeit es aufzumachen, um nächsten Brief werde ich dann schreiben, was alles drinnen war. Es ist jetzt gerade 2 Uhr früh und schreibe diesen Brief bei einen schlechten Kerzenlicht, weil es doch hier kein Elektrisch gibt, aber Du kannst es schon lesen mehr braucht es ja nicht.
Ja, Cilly, ich weiß haargenau, was Du den ganzen tag tust, wenn Du bei Mutter oben bist, kann ich mir ja denken, was Ihr zwei plaudert, von Rußland, dann aber gleich wieder von Abbach, nicht wahr, so wird es sein. Ich bekomme nun jedes Päckchen, wenn es auch länger brauch, wie nach Langwasser, die Hauptsache, wann sie kommen, denn das alles lang dauert, ist man ja in Rußland gewöhnt. Die Waren, die ich dann von Dir bekomme, werde ich ver-kaufen oder vertauschen, was ich da alles brauchen kann, habe ich Dir schon zur Genüge geschrieben.
Da hat aber Jokl Toni schon ein Glück gehabt, wann er nun in Neukirchen ist, bei den Gefangenen, ich weißt es ist auch kein schöner Posten, aber er soll nur froh sein, wann er in der Heimat bleiben kann. Ich hatte halt bisher kein Glück, bei meiner Soldatenzeit, denn wo ich noch hinkam, wurde es nirgends besser, wer weißt, was noch alles Gute kommt, bis ich wieder befreit bin von diesen Übel. Nichts Gutes hoffe ich mir ja so nicht, es wird einen manchmal das Leben so sauer gemacht, daß man bald an nicht mehr Interesse hat. Aber man darf keine solche Gedanken haben und über alles ruhig und leicht hinweggehen, weil es ja keinen Zweck hat, wenn man nicht zufrieden ist mit seinen Los. Was nützt es Dir, wann ich Dir jedesmal einen Jammerbrief schreiben würde, ich glaube wegen dem wird es um keine Laus nicht besser, die Hauptsache, wenn man gesund ist und nicht Hunger leiden braucht, denn alle Tage braucht man ja nicht so viel essen wie in der Heimat. Ich würde Dir nur meinen Appetit wünschen, denn alles schmeckt mir ganz gleich, was es ist, mir schmeckt hier der trockene Barras genau so wie Dir die beste Torte, wenn nicht besser. Nicht wegen den bin ich ein wenig unzufrieden, weil ich in Rußland bin, nein, weil mir das Militärleben bis zum Halse geht. Du hast schon große Angst, wenn Du Dir nicht einmal schreiben traust, welche Städte bombardiert werden, so schlimm ist es ja doch nicht, das darfst mir ruhig schreiben. Onkl soll nur ein wenig von seinen Sachen in Sicherheit bringen, ich glaube nicht, daß sie verschont bleiben. Könnte Dir schon Näheres schreiben, aber es ist besser, Du weißt nicht so viel. Sei nur ohne Sorgen, wo mir die Zivilrussen ein Leid zufügen, so hinterhältig ist daß ganze Volk nicht, nur die Banditen. Nun muß ich wieder schließen für heute sei recht vielmals
gegrüßt von Deinen
Otto
Auf Wiedersehn! Wann????

Liebes Fannerl!

Auch Deinen lb. Brief erhalten, vom 13. 9. werde Dir erst Antwort geben, Du weißt schreib-faul bin ich nicht. Nun bin ich mit dieser Steuer im Klaren, denn Du schreibst mir ja alles immer recht deutlich, wofür ich Dir schon recht dankbar bin. Kleinere Sachen, die nicht zerbrechen, könnt Ihr ja in den Briefen beilegen, ab und zu Briefpapier senden.
Gruß Dein lb.
Russenschwager Otto

 

 



Ansicht des Briefes

 

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