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Brief (Transkript)

Günter Stegmann an seine Eltern am 4.5.1943 (3.2002.1298)

 

O.U., den 4.5.43



Meine lieben Eltern!

Mit herzlichem Dank habe ich heute den Brief vom 29. erhalten. Auch das Geld ist angekommen, habt vielen Dank.
Es ist abend. Draußen brummen noch die Motore vom Nachtflug. Hoffentlich hören sie bald auf. Denn die Funkerei dabei stört ganz gewaltig unseren Radio, seit einigen Tagen haben wir uns einen ergattert.
Im Augenblick haben wir Fliegeralarm, zum zweiten Mal während unseres Hierseins. Die letzten sind unten und nun ist alles stockdunkel draußen, die Festbeleuchtung ist abgeschaltet. Auch wir fliegen ab und zu. Leider ist das Wetter nicht immer so, wie es sein möchte. Auch sind die Maschinen noch ziemlich knapp. Es läßt sich aber dennoch ganz gut leben hier. Heute habe ich wieder 5 Starts gemacht. Es macht jetzt schon prima Spaß. Keiner achtet mehr pedantisch darauf, daß jede Kleinigkeit ausgeführt wird. Trotzdem übt sich jeder dauernd in Kleinigkeiten. Wie die Alten ohne lange an der Startfahne zu stehen, sondern gleich aus dem Eindrehen heraus die Pulle rein und ab, kaum vom Boden weg, Fahrwerk rein und schnell geht es aufwärts. Heute morgen haben wir erst einmal tüchtig gegessen. Unsere Startverpflegung war noch nicht ganz geregelt darum wurde erst einmal gut gefrühstückt, in der Schule gab es dann nochmal Milchsuppe, Ei und Butter. Wie wir zum Platz kamen, war die Maschine noch nicht klar, so gingen wir mit dem Fluglehrer, einem prima Kerl, ganz jung, auch erst Gefreiter, noch einmal frühstücken. Pölser (Würstchen) war die nette Kost, als Beigabe wie üblich einen halben Liter Milch. Ich komme hier auf meine Kosten, hier kann ich Milch trinken, soviel ich will. Gestern habe ich das Geld bekommen, abends hatte ich schon nur noch ein paar Kronen. Am Nachmittag flog ich nicht und fuhr in die Stadt. Es war ganz wunderbar, märchenhaft alle diese Schätze, verhältnismäßig billig, fabelhaft die Inneneinrichtung der Warenhäuser. Es war ein herrlicher Nachmittag.
Liebe Mutti! Was fehlt Dir eigentlich, hast ja dauernd etwas anderes. Hoffentlich ist es bald wieder. Ich wünsche Dir recht baldige Besserung. Das Päckchen habe ich noch nicht erhalten. Zu schicken brauchst Du mir nichts, höchstens jemand, der meine Strümpfe stopft. Wir bekommen alles prima gewaschen und gebügelt, aber nicht geflickt.
Für heute möchte ich schließen. Recht herzlich grüßt Euch
euer Junge

 

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