Altengrabow, den 18.2.45

Meine lieben Eltern!

Gestern abend kam endlich die langerwartete Post. Wie sind hier reichlich abgeschlossen von der Welt, nur ab und zu kommt ein Wagen, der Post bringt und wieder mitnimmt. Obwohl ich der festen Überzeugung war, das auch diesmal wieder alles glatt gegangen ist, bestärkt durch die Erzählungen, daß in der Hauptsache die Innenstadt gelitten hat, wurde mir doch langsam die Zeit ein wenig lang, wenn auch der gesammte Postverkehr sehr schlecht ist.
Wir hatten am 3. sehr schön die Pulks sehen können, wie sie mit ihrem tiefen Drönen über Briest nach Osten zogen. Ihre weißen Bahnen hinter sich lassend und immer wieder erneuernd.
Wir mußten wieder unten stehen und zuschauen. Wir dürfen nicht mit dabei sein. Nun sitzen wir wieder hier, stehlen dem Himmel den Tag und tun so gut wie garnichts. Trotzdem bleibt natürlich keine Zeit, denn der Kommiß findet schon eine Beschäftigung. Die Stimmung bei uns ist entsprechend, wir haben zu nichts Lust, bei jedem bischen wird gemeckert, alles in allem es macht alles keinen Spaß. Hoffentlich wird es recht bald anders. In Ruhe gelassen werden ist ganz schön, weit vom Schuß zu sein, sicher recht wünschenswert, aber auf die Dauer und in dieser Zeit ist es doch wohl wenig richtig.
Sonst geht es mir nach wie vor gut. Wir haben ganz gut zu essen, und wenns nicht reicht, der Bunkerofen ist ewig heiß, eine Bratpfanne haben wir auch und Kartoffeln kann man schon noch organisieren. Ich habe heute Wache, das ist hier eine sehr ruhige Angelegenheit, es wird schätze ich, heute ein ganz schöner Tag, wenn die Sonne auch nachmittags so schön scheint wie jetzt, werde ich einen netten Spaziergang machen.
Ich hoffe, daß es auch Euch wieder gut geht und Ihr alle wieder gesund und munter seid.
Bis zum nächsten Mail grüßt Euch recht herzlich froh und munter
euer Günther

In den nächsten Briefen schickt bitte einige Bogen Briefpapier