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Brief (Transkript)

Hans-Karl Schmidt an seine Eltern, am 6.10.1944 (3.2002.0251)

 

Polen, 6.10.44.



Ihr Lieben!

Gestern schickte ich einen Brief ab, schrieb darin von Zulassungsmarken und legte sie nicht mit hinein. Das war wieder einmal typisch, werdet Ihr denken und ich selbst merke auch allmählich, daß es stimmt. Ich habe mir über meine Stellung zu meiner Umwelt in der letzten Zeit sehr oft Gedanken gemacht. Ich war da gezwungen, mehrere Male das Zusammenleben mit Kameraden zu wechseln. Und jedesmal war da irgendetwas, daß mich ihnen fremd machte. Nicht alle fallen über den ROB, das sind nur einige. Ich selbst gebe mir auch immer große Mühe, mit allen doch im Guten auszukommen. Aber durch ein unbedachtsam ausgesprochenes Wort, durch ein zu offenes Mienenspiel, alles meine alten Fehler, geht es dann vorzeitig in die Brüche. Wenn ich mich nun ganz von allen abschließe, würde es vielleicht nicht so kommen, kann ich dem aber überhaupt aus dem Wege gehen? Einmal tritt es doch wieder an einen heran und dann ist alles noch schlimmer. Vielleicht wird es im Laufe der Zeit noch besser. Ich will mich jedenfalls nicht unterkriegen lassen, sondern immer noch einmal die Gelegenheiten nutzen. Ewig währt doch nichts. – Seht Ihr, das sind augenblicklich meine ganz persönlichen Sorgen. Ihr braucht darum auch nicht denken, daß es mir schlecht geht. Davon ist es weit entfernt. Ich habe nur einige seelische Konflikte, und die kann ein Mensch nur allein mit sich ausfechten. Leider ist es so, Eure Hilfe möchte ich sonst gerne haben. Könnt Ihr mir sie auch aus der Ferne gewähren?
Euer Hanskarl.

 

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