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Brief (Transkript)

Hans-Karl Schmidt an seine Eltern, am 15.8.1944 (3.2002.0251)

 

Im Osten, 15. 8.44



Liebe Eltern!

Man weiß manchmal nicht, wie die Zeit vergeht. Besonders nicht, wenn die Zeit durch Schlafen verbracht wird. – Einmal ist man dann schließlich doch wach und der Magen braucht ab und zu einmal Essen. Heute gab es Gänsebraten. (Da wir nun wirklich im Feindesland sind, das der Russe einmal besetzt hatte, wird nun um so mehr requiriert). Mir wurde die Aufgabe des Rupfens übertragen. Das ist schon ein Plackerei, wenn alle Federn ausgewachsen sind. Unser Vogel war aber noch sehr jung und Kiele mußten mit den Fingernägeln heraus gezogen werden. Ich habe es aber doch geschafft und allen hat der Braten vorzüglich geschmeckt. – Einen Übelstand hat der Krieg jetzt, daß nämlich die russische Luftwaffe sehr aktiv ist. „Schlachter“ oder „Nervensägen“ heißen die Tiefflieger. Und nachts kommen eine andere Art von Flugzeugen, die „Enten“. Ihr Motor geht „tuck tuck tuck“ als wenn bloß ein Zylinder da wäre, und die Geschwindigkeit ist auch ganz gering. Sie schwabbeln genau wie Enten in der Luft. Alte Soldaten, die so ein Ding abgeschossen gesehen haben, sagen, daß die Bauart nicht anders ist als bei Sportflugzeugen. Ein M.G. ist an Bord und die Bomben werden mit der Hand abgeworfen. Sie stören aber doch sehr den Verkehr. Auf die kleinsten Lichter schießen sie. Durch Jäger und Flak sind sie bei Nacht sehr schwer zu bekämpfen. Durch ihre niedrige Geschwindigkeit können sie sich ja auf der Stelle drehen!
16.8.44.
Nun ist wieder ein Tag angefangen. Ich wundere mich immer, wieso und warum der Körper so viel Schlaf gebraucht. Von gestern abend 2200 bis um 0200 habe ich zuerst geschlafen, dann bis 0700 Dienst gemacht, mich wieder hingelegt und heute nachmittag 1700 wache ich wieder auf. Willst Du etwas davon abhaben, Vater. Ich würde es Dir gerne geben. Ich grüße Euch herzlich inmitten der Knallerei (die Schlachter sind mal wieder da)
Euer Hanskarl.

Dann hat Vater noch Briefpapier mitgeschickt. Das tut nicht nötig. Wir werden damit reichlich eingedeckt. Nur die Post wird nicht abgeholt, damit die in der Heimat weniger Sorgen haben. Es fahren so viele Wagen leer, da kann doch einer regelmäßig etwas mitnehmen. Aber nein, immer Stur-Heil und Kommiß. – Ich habe heute an Ob.Stud.R. Dutz geschrieben.

 

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