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Brief (Transkript)

Hans-Karl Schmidt an seine Eltern, am 18.7.1944 (3.2002.0251)

 

Im Osten, 18.7.44. 1100



Liebe Eltern!

Nun bin ich bei der Kompanie untergekommen und habe mich, soweit es geht im Funkwagen eingerichtet. Eng ist es sehr und Ihr müßt Euch es so vorstellen, als wenn man immer aus dem Koffer leben muß. Ich habe mich aber schon an Vieles gewöhnen müssen, und so wird es diesmal auch noch in Ordnung gehen. – Vom Kampfgeschehen merkt man hier mehr. Der Russe ist sehr aktiv und heute morgen um 0500 war er wieder einmal mit Panzern durchgebrochen. Die ganze Funkkompanie verließ darauf fluchtartig den Ort, aus Angst um die schönen, neuen Wagen. Arbeit gab es genug, nur verteilt sie sich sehr. Mal müssen sogar noch Hilfskräfte hinzugezogen werden und dann kann alles wieder Freizeit machen. Ein unregelmäßiges Leben führe ich nun. Gegessen wird, wenn Zeit und Hunger vorhanden ist. Und Schlaf wird viel zu oft durch stramme Haltung ersetzt werden müssen. – Ihr möchtet auch wohl gerne wissen, wo mein neuer Standort ist. Da er sehr oft wechselt kann ich nur sagen, 200 km nördlicher als vom alten (P.) Die Bevölkerung ist ganz annehmbar. Zu essen gibt es auch genug und vom Obst kann man sich auch noch etwas besorgen. Ihr seht also, es geht mir gut. Wenn das Wetter nun etwas trockener wäre, könnte man sich noch wohler fühlen. – Ich vegaß in den vorigen Briefen immer, Marleen zu ihrem kommenden Geburtstag zu gratulieren. Ich mache es hiermit, und wünsche Dir, liebe Marleen (Du wirst doch auch meine Briefe lesen) zum neuen Lebensjahr alles Gute, besonders aber lege ich Dir ans Herz, arbeite Dich nicht tot. Zum Geburtstag kann ich Dir leider nichts schenken. Du hättest aber auch nichts bekommen, wenn ich bei Dir gewesen wäre. Du kennst ja Deinen Bruder. –
Ich grüße Euch alle recht herzlich
Euer Hanskarl

Ich bin in der Kp. der 12. Schmidt. Wenn Ihr an mich schreibt, dann muß es heißen „Gefr. Schmidt 12“ Augenblicklich sind zwar nur 4 Schmidts da, aber aus Tradition wird laufend durchnummeriert. – Ich habe bis jetzt jeden Tag an Euch geschrieben. Mit der Feldpost sind sie aber verschieden schnell weggekommen. Und in der Folgezeit werde ich auch nicht mehr jeden Tag schreiben. So oft wie möglich will ich nur an Euch Nachricht geben. Das müßte auch genügen. – Meine Beurteilung von Kahl habe ich schon gesehen. Ich dachte, mich trifft der Schlag, so schlecht war sie. Wenn ich sie Euch schreiben soll, müßt Ihr mir Nachricht geben. – Vom Essenpaket, das Mutter mir mitgegeben hat, ist erst die Marmelade aufgegessen. Alles andere hat den Weg unversehrt nach Russland mitgemacht.

 

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