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Brief (Transkript)

Walter Kroen an seine Eltern am 28.4.1945 (3.2002.7506)

 

Maryland, 28. April 1945.



Liebe Eltern!

Ich bin Euch und der Zustellung doppelt dankbar für die beiden Briefe vom 14.1. und 1.2., ohne deren Empfang mir der Anfang heute Abend wieder recht schwer gefallen wäre, ja sie haben mir vielleicht eine Unterlassungssünde vermeiden helfen. Es spricht wohl immer gegen die Vernunft und Reue läßt nie auf sich warten, aber es ist einem manchmal komisch zu Mute, im selben Ton wie immer Grüße an die Heimat abzufassen. Nun ich freue mich herzlich, daß ihr mir aus dem Februar von einem Schlachtfest berichten könnt, übrigens hat mir Mamas Brief mit all dem „Familientratsch“, der mir so lieb geworden ist, ein den Umständen entsprechendes so beruhigendes Bild der Dinge um Euch entworfen, daß ich nur von ganzem Herzen wünschen und hoffen kann, es möge sich für Euch in Schwabmünchen nichts ändern oder geändert haben. Ein Blick auf die Karte läßt mich nicht genau erkennen, ob Ihr vor, nach oder mitten im Schlamassel steckt. Jedenfalls lebe ich die Tage mit Euch mehr als dies Worte schildern können. Und mögen Euch meine Zeilen die Sorgen um mich nehmen, ich bin munter und zuversichtlich – eben vom Unterricht zurückgekehrt. Ein Rätsel ist mir, wie das Mißverständnis um Tante Olivia entstehen konnte. Bis jetzt habe ich keine Zeile von irgendwoher aus den Staaten erhalten und für die nächste Zeit sage ich auch: „The hell“ mit der ganzen Verwandtschaft, meine kostbaren Briefbogen sind spärlich genug für Euch und die liebgebliebenen Bekannten. In Liebe zum letzten Mal vor dem Geburtstag, Walter.

 

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