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Brief (Transkript)

Walter Kroen an seine Mutter am 6.5.1943 (3.2002.7506)

 

Tunesien, 6.5.43.



Meine liebe Mutter!

Eigentlich ist dieses Schreiben bloß eine Fortsetzung von B 46, sollte es wenigstens werden. Aber welch ein Unterschied zu meiner abentlichen Stimmung! Nicht nur, daß mich der Chef ausquartiert hat und ich mich ins Zelt verkrümeln mußte, jetzt habe ich Laune, in diese Zeilen alles zu legen, was man gewissermaßen an unserer Stelle auf dem Herzen hat. Aber es ist viel zu viel für einen Schädel, der einem von den neuen Ereignissen brummen möchte. Daher kehre ich zu meiner formlosen ursprünglichen Absicht zurück, der dieses Schreiben zugedacht ist. Zum Muttertag sende ich dir meine herzlichen Grüße und Glückwünsche. Jetzt, wo es zu spät ist, mache ich mir natürlich Vorwürfe, nicht eher geschrieben zu haben und mit keiner kleinen Überraschung zu kommen, die Du vielleicht erwartet hast. Deshalb werden aber meine Gedanken am 16. nicht minder bei Dir sein. Ich bin überzeugt, daß mir das möglich sein wird, was immer auch eintreten mag. Drum sollst Du dir dann auch keine besonderen Gedanken machen, wenn Post lange ausbleiben sollte. Da schreibe ich allerdings als ob der Brief schon vor Deinen Augen wäre nur vielleicht muß ich ihn lange in der Tasche behalten, um ihn am Ende gar zu verbrennen. Ich muß schon sagen, recht wunderliche Gefühle kriegt man heute beim Schreiben, aber es ist kein Wunder und Blicke in die Zukunft sind nun mal nicht zu verbieten. Wenn die Zeiten der Feldpost vorbei sind, macht man sich keine Sorgen um die Beförderung, da geizt man höchstens um Stunden und liegt mit Briefkastenleerungszeiten im Kampf. O, Krampf, was mische ich da alles in einen Glückwunschbrief, der von Dankbarkeit und Liebe klingen sollte. Aber ich bring es wahrlich nicht mehr fertig, mit Geburtstagsvorfreude reimt sich meine Gedankenwelt nicht. Ich wünsche Dir nochmals das Beste und sende Dir meine Grüße
und Küsse
Dein Walter.

 

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