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Brief (Transkript)

Walter Kroen an seine Eltern am 8.6.1943 (3.2002.7506)

 

P.O.W. camp 208 den 8.6.43. [vermutlich 8.7.

]

Liebe Eltern!

Endlich schlägt mir wieder eine Stunde wahren Glücks, da ich Euch erneut Nachricht geben kann. Ich bin gesund und guter Dinge. Kleine Kreislaufstörungen des Gemüts kenne ich ja auch aus Libyen, warum sollte es mir als prisoner of war unter den gleichen Sternen anders gehen? Wo mögt ihr mich denn vermuten? Wir wandern stets im Geist in einem verschrobenen Winkel dieser Welt und sind doch tatsächlich nicht schlauer als Ihr, sondern fluchen über die Hitze, die uns sogar die Shorts als zuviel Bekleidung erscheinen läßt. Es wäre halt schön und wahrlich an der Zeit, daß ich Euch meine feste Anschrift melden könnte. Aber damit werden wir uns noch gedulden müssen, bei den gegenwärtigen Verhältnissen schwindet die Hoffnung, Weihnachten die erste Post von zuhause zu erhalten, zusehends. Ich wünsche und hoffe von Herzen, daß Ihr gesund seid und Euch keine unnötigen Sorgen macht. Dieser Gedanke läßt mich auch alles leichter tragen. Unsere Zeltgespräche drehen sich einem manchmal lieb sein kann um die Heimat und an das, was sie einem in dieser Jahreszeit an Schönem bieten könnte. Die einzige Abwechslung bieten die gelegentlichen Verlegungen von einem Lager zum anderen, deren Erlebnisse durch die Fahrten in der herrlichen Landschaft viel für die trüben Tage den Herumlungerns und Wartens entschädigen. Gerhard ist noch immer mein treuer Begleiter, zum Glück sind auch die Kameraden der ehem. Abt. noch in meiner Nähe. Nun leider Schluß, bald wieder, herzlichst Walter.

 

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