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Brief (Transkript)

Walter Kroen an seine Eltern am 12.10.1941 (3.2002.7506)

 

12. Nachricht!

Afrika, 12.10.41.



Liebe Eltern!

Heute kann man sich nicht einmal in der Heimat beschweren, wenn Briefe nicht ankommen, was wollen wir hier in diesem Lande schon sagen, wenn der Postverkehr wirklich einmal stockt, Man hat wenigstens den Trost, daß keiner was bekommt], groß und klein von der gleichen Feldpostnummer wartet und wartet von Tag zu Tag, wir sind auch gleich zum Einstand zu sehr verwöhnt worden, daß man uns gleich 6 Tage so warten läßt. Meinen letzten Brief vom 9.10. habe ich eigentlich aus Anlaß eines besonderen Tages begonnen, aber beim Schreiben ist mir der Grund wieder entfallen. Mama wird vielleicht an den Tag gedacht haben, an dem ich endlich ein halbes Jahr Soldat war. Solche „Meilensteine“ sind während der Dienstzeit wichtiger als Namens- und Geburtstage, die kann man noch im Leben genug feiern, wenn auch ein halbes Jahr nicht viel bedeutet, so ist es doch ein Viertel meiner Dienstzeit. Bei zwei Jahren wird es auch nicht bleiben, aber nach dieser Zeit kann man doch wenigstens auf die baldige Entlassung hoffen; schlimmer ist es glaub ich, an wird früher entlassen, denn Kündigung gibt es bei uns nicht, da muß schon was besonderes passieren. Inzwischen habe ich Ort und Verwendung gewechselt, nun werde ich mir bald Stenographiebriefe schicken lassen. Na, riecht Ihr was. Das Papier natürlich nicht, das ist höchstens schmutzig. Es ist auch kein Wunder, wenn der Körper tropft wie eine Wachskerze. An dem freien Nachmittag, den wir genießen, warten wir den Sonntag auch in der Wüste. Sonst haben wir ein Leben ohne Kalender und Uhr. Zu einem neuen Kalender habe ich es nicht mehr gebracht, aber es stehen selbst 90% aller in Afrika gekauften Uhren. Bitte notiert doch einmal für den Weihnachtsmann eine Uhr vom Merkurkaufhaus, die man einfach in einer Blechschachtel verpackt im Hosensack trägt. Ihr versteht mich doch, ich meine einen Zwiebel, den man nie zu reparieren braucht! Nun Ich will mit den Weihnachtswünschen schon jetzt beginnen, Ihr müßt sowieso nacheinander schicken und bei uns wird es nie richtig Weihnachten. Nun muß ich zum Kaffeefassen. Ich glaube es riecht auch nach Post. Also dann auf Wiederhören
Euer Walter.

 

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