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Brief (Transkript)

Walter Kroen an seine Eltern am 21.9.1941 (3.2002.7506)

 

[Zeichnung] 21.9.44



Liebe Eltern!

Sonntag in der Wüste! Sonderbarerweise ist auch für uns Feiertag und wir sind gegen so etwas nie dagegen. Wer Koppel und Mütze besitzt, ist ausgegangen, es sind dies sowieso nicht viele. Wir anderen sitzen vor dem Zelt und halten uns die Fliegen vom Leib. Es heißt, wir Anfänger glauben der Plage durch Fuchteln und Fluchen Herr zu werden. Was alte Afrikaner sind, die sind schon einigermaßen abgehärtet. Ich habe mich gerade von einem Mittagsschlafversuch erhoben, ich habe bald den Versuch aufgegeben. Im Liegen kann man sich vor den Fliegen nicht retten und deckt man sich zu, so glaubt man gleich in einem Salzbad zu stecken.
Afrika ist noch mehr als Italien ein Land der Gegensätze. Daheim ist halt der goldene Mittelweg; Nun will ich dazu übergehen, eine tüchtige Bestellung abzugeben; Fangen wir mal beim Geld an, das ich noch am zahlreichsten besitze. Jetzt brauche ich nur einen Geldbeutel, in dem ich all das Papier verstauen kann. Ich habe mir das so gedacht, daß ich für die vielen Scheine eine kleine zweiteilige Brieftasche benutze [Zeichnung] und für die Münzen einen einfachen Beutel. Kein großer Geldbeutel mit Reißverschluß! Aber ich bin mit allem zufrieden. Papiere besitze ich keine, also brauche keine eigentlich Brieftasche, aber eine Soldbuchhülle könnt ihr mir senden, Nun zu den Waschartikeln! Rasierpinsel ist schon bestellt, ebenso Seifenschale, nun brauche ich notwendig, Nagelschere u, Feile und einen Beutel zum Unterbringen der Artikel, ähnlich meinem alten, außerdem Brillenfutteral, Sonnenbrille braun od. blau zum Aufsehen auf meine Hornbrille (mit Feder) Skizzenblock aus dünnem Papier, Bleistifte No. 2 u. 1, Radiergummi, Süßstoff für den Kaffee, Nähzeug, Notizblock im Sedan[?] Brieftaschenformat. Mein Gehirn scheint merklich auszutrocknen, ich sitze mit meiner Weisheit schon wieder auf Glatteis. Es reicht aber auch für heute, ihr könnt sowieso nicht alles auf einmal schicken. Schon wegen der U-Bootgefahr, die Besorgung überlasse ich ganz Eurer Schlauheit, was ankommt, wird schon passen und ist immer willkommen. Gerhardt ernenne ich zum Generalbevollmächtigten für das Ausschneiden von deutsch. u. ital. OKW-Berichten, soweit sie sich auf Afrika beziehen. Ich will nicht kleinlich sein, aber mal so ab und zu die Wurfzeitungen nachsehen, wenn sie vom Geiger [?] kommen!! Über die Arbeiten wie Bilderschecksammeln, Kleisterresteaufheben sind wir uns ja klar. Die innere Front ist ja auf Draht!
So nun werde ich mich aufmachen zum 5 Uhr-Tee mit meiner Gelatine mit Orangengeschmack. Die genaue Adresse vom Onkel Alber bitte im nächsten Brief.
Seid herzlich gegrüßt von Eurem Walter

8. Nachricht

Ebenso bitte Feldpostnummer von Karl u. […] Walter.

 

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