Bossévall, den 17.5.15.

Nr. 4. 15

M. L! Wir sind heute Nachmittag auf dem Schießstande des Jagdschlosses Santon an der belgischen Grenze zum Scharfschießen. Da habe ich Gelegenheit Euch ein Briefchen zu schreiben. Ich werde ihn heute Abend beenden, wenn wir Post bekommen haben.
Wider Erwarten bleiben wir doch hier im Dorfe. Wie man munkelt soll unsere Ausbildung bis in den Juni hinein dauern; bestimmt ist das nun keineswegs. Die ganze Kriegsschule hat etwa 300 Mann. Gestern sind Husaren gekommen. Da Kavallerie kaum noch benutzt wird, sind alle kriegsfreiwilligen Husaren zu uns kommandiert worden. Sie müssen jetzt Infantriedienst verrichten.
Aus der Küche bekommen wir kein Essen mehr. Was wir nötig haben, Fleisch und Gemüsezeug wird uns geliefert. Ich lasse das nun mit meinem Kollegen hier im Hause kochen. Heute hatten wir uns Fleischsuppe kochen lassen u. dazu Kartoffel mit Gemüse. Das Gemüse wird uns getrocknet geliefert. Gestern hatten wir Erbsen mit Schweinefleisch, das im Salz gelegen hatte. Vorgestern hatten wir das Fleisch braten lassen. Dazu gab es Kartoffel. Die Kartoffeln müssen wir selbstverständlich von den Leuten kaufen. Sie nehmen für das Pfund
Auf diese Weise leben wir sehr gut ohne besondere Geldauslagen. Ab u. zu kaufe ich mir ein paar Eier für den Abend; dann gibt\'s Eierkuchen. Da man Milch kaufen bereiten wir uns ab u. zu schon mal Kakao aus Milch.
Die Zeitungen kommen jetzt ziemlich regelmäßig an. Sie gebrauchen 4-5 Tage.
Das Wetter ist ganz angenehm. Die Aprilschauer sind vorbei.
Es ist jetzt Sonntagmorgen. Die Post hat mir die Zeitung gebracht. Gleich um 7 Uhr rücken wir ab zu einer Gefechtsübung nach Belgien; deshalb muß ich schließen und grüße herzlichst
Johann
Gelegentlich könnt Ihr mein kleines Diözesan u. Gebetbuch schicken; man kann es überall mitnehmen, weil es nicht viel Raum wegnimmt u. leicht ist. Brot u. Backwaren habe ich glaube ich, das vorige mal erwähnt.