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Brief (Transkript)

Johannes Wierich an seine Familie am 22.03.1916 (3.2009.0064)

 

Chevillecourt, 22. 3. 1916.



Meine Lieben!
Soeben erhielt ich den Brief mit Schreibpapier und habe bei einer Tasse Tee die Zeitung von Montag gelesen.
Heute weiß ich nicht recht, was ich schreiben soll. Ob das vom schlechten Wetter herkommt, oder weil das elektrische Licht heute Abend nicht brennt. Denn der Frühling hat nicht schön begonnen. Diesen Nachmittag hat es fast ununterbrochen geregnet und ich habe dabei ununterbrochen geschlafen. Daher geht es mir recht gut.
In dieser schönen Stellung kann man sich auch ganz gut wohlfühlen. Die Mannschaften liegen alle im Dorfe in Kellern, die bombensicher eingedeckt sind. Die Stellung selbst zieht sich am Dorfrande entlang an den Häusern vorbei, durch Gärten, unter den Dorfstraßen her. Von der französischen Stellung sind wir etwa 350-400m ab. Zwischen den Stellungen fließt ein Bach; stellenweise ist Sumpf. Nachts schieben wir einzelne Doppelposten bis an den Bach heran. Die ganze Stellung ist hier im Tal in sumpfigem Boden. Daher kommt es, daß die Gräben nicht besonders tief sind, da wir auf Grundwasser stoßen. Das ist der Fall da, wo die Gräben unter den Straßen hergehen. Da sind dieselben so tief, daß sie Wasser haben. Dieses muß täglich herausgepumpt werden. Die Franzosen liegen zum Teil rechts und links von uns am Berge und können deshalb ins Dorf hinein sehen. Daher darf sich bei Tage niemand sehen. Sobald nur etwas herumläuft gibt\'s Schrapnelle. Und das geschieht häufig. So ist das Dorf völlig zerschossen. Es ist kaum noch ein Haus da, auf dem noch ein Dach ist. Alles ist furchtbar mitgenommen. Hoffentlich gelingt es mir, ein paar Bilder zu bekommen, die das deutlich zeigen.
Ich schließe mit herzl.
Grüßen Euer
Johann

 

 



Ansicht des Briefes

 

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