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Brief (Transkript)

Volker W. aus Weimar an Walter V. nach Köln am 09.02.1984

 

Dr. phil. VOLKER W. DDR 53 Weimar, 9. Febr. 1984
[Straße und Hausnummer]
[Telefonnummer]


Lieber Walter,

von hier aus Euch allen einen herzlichen Gruß und ein Dankeschön für die schnelle Erledigung unseres Wunsches. Der Lockenwickler kam gestern hier wohlbehalten an. Ich nehme an, daß ihn Deine Frau besorgt hat, der dann vor allem unser Dank gilt. Eike wird ja nun ab 15. Februar wieder arbeiten, so daß sich für uns (und auch für unseren Sohn) das Morgenprogramm ändern wird. Eike wird schon um halb Sieben aus dem Haus sein, und ich werde nun jeden Morgen unseren Sohn bis halb Acht in den Kindergarten bringen müssen. Heute waren wir mit ihm in der Kinderklinik in Jena. Ihm werden am 2. April die Mandeln entfernt, die der Herd für seine ständigen Anginen sind.
Ich kann mich jetzt wieder etwas ruhiger bewegen, nachdem das Manuskript der Schiller-Dokumentation vor einer Woche fertig war. Jetzt muß ich noch das Bildmaterial besorgen, was nicht mehr ganz so aufwendig und zeitraubend ist. Ich werde übrigens noch eine dritte Sendung mit Kopien aus Coburg erhalten, so daß Du insgesamt drei Rechnungen bekommst. Die dritte Sendung steht aber noch aus. Hab’ bitte Verständnis, aber es ergab sich so, da aus den zugeschickten Kopien weitere Vorgänge erkennbar waren, von denen ich vorher nichts wußte. Ich habe vorerst nur ein Quellenverzeichnis über Schillers Professur in Jena erarbeitet, das Bestandteil der Dokumentation ist und im November dieses Jahres zum 225. Geburtstag Schillers gedruckt vorliegen soll. Da ich dabei festgestellt habe, daß die bisherigen Editionen unvollkommen sind (ich habe zum Beispiel mehrere gedruckte Schiller-Dokumente, das sind Dokumente über Schillers Zugehörigkeit zur Universität Jena, festgestellt), werde ich später sogar eine neue Edition dieser Schriftstücke machen. Der Herausgeber der Schiller-Nationalausgabe in Weimar hat mich darum ersucht. Aber das hat noch Zeit, sogar etwa fünf Jahre, da erst 1989 wieder ein Schillerjubiläum für Jena auf der Tagesordnung steht: der 200. Jahrestag des Eintritts in den Lehrkörper der Alma mater Jenensis. Trotzdem werde ich mich rechtzeitig darum kümmern, und ich bin ja schon dabei.
In den nächsten Wochen will ich erst noch ein altes Vorhaben zu Ende bringen, die Geschichte des Rennsteigs, wegen der ich mich vor mehreren Jahren mit einem Archivkollegen verbunden habe. Danach – und ich hoffe, so bald wie nur möglich – werde ich meine wegen Universitätsjubiläum und Schiller-Geburtstag unterbrochenen kunsthistorischen Studien wieder aufnehmen. Als erstes soll die Vorgeschichte des Jenaer Hodlerbildes dran kommen, das im November dieses Jahres 75 Jahre in Jena ist. Ich werde dazu im Oktober einen Vortrag in Jena halten, was mich zwingt, nun wirklich wieder etwas auf diesem Gebiet zu tun.
Nun noch für Dich zwei erfreuliche Ankündigungen. Mir ist zugesagt, daß ich die Kästner-Biografie bekomme, die Du gern möchtest. Dann habe ich auch die Nachricht vom Erscheinen des Bandes „Herwarth Walden und „Der Sturm“, den ich in den nächsten Tagen abholen kann. Ich habe ihn mir schon angesehen und bin begeistert. Das Buch muß man haben (trotz der 130.- Mark), es ist ausgezeichnet gestaltet und vom Inhalt her sicher ungemein wertvoll. Du erhälst also demnächst zwei Buchsendungen von mir. Ob es mit Kafkas „Amtlichen Schriften“ klappt, weiß ich nicht, da keine Bestellungen mehr angenommen wurden. Vielleicht erwische ich eins auf freier Wildbahn, d.h. auf dem Ladentisch (und nicht darunter, wo man es nicht sehen kann).
Für heute beste Grüße,
Dein
Volker

 

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