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Brief (Transkript)

Volker W. aus Weimar an Walter V. nach Köln am 26.06.1976

 

Dr. Volker W. 53 Weimar, 26. Juni 1976
[Straße und Hausnummer]

Herrn
Walter V.
[Straße und Hausnummer]
05 K ö l n 1

Sehr geehrter Herr V. !

Ihre Anschrift wurde mir von Prof. Dr. Thomas D., Braunschweig mitgeteilt, an den ich mich wegen des Nachlasses seines Vaters, Prof. Dr. Walter Dexel, gewandt hatte. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Geschichte des Jenaer Kunstvereins, dessen Entwicklung von 1916 bis 1928 durch Walter Dexel entscheidend mitbestimmt wurde. Leider ist die Registratur des Kunstvereins in Jena nicht überliefert, so daß ich auf Quellen aus privaten Nachlässen, Literatur und Zeitungen angewiesen bin.
Prof. Dr. Thomas D. teilte mir in seinem Brief die Titel von zwei Publikationen über seinen Vater mit, die Sie verfaßt haben. Er gab mir den Rat, mich an Sie zu wenden, da Sie mir eventuell zusätzliche Hinweise zur Geschichte des Jenaer Kunstvereins geben könnten. Sicher wäre es zweckmäßig gewesen, daß ich mir erst einmal die von Ihnen verfaßten Bücher besorgt hätte. Da die Beschaffung jedoch eine größere Zeit in Anspruch nimmt, wollte ich mich heute schon einmal an Sie wenden und Ihre Hilfe erbitten. Ich nehme an, daß Sie bei Ihren Forschungen zum Leben und Werk von Walter Dexel auch auf seine Tätigkeit im Kunstverein gestoßen sind, überhaupt seine Jenaer Zeit berührt haben. Über sein Wirken in Jena ist mir bisher noch wenig bekannt. In einer Zeitschrift „Von hier – Die Illustrierte Thüringens und des Vogtlandes“, Nr. 24/1928 heißt es in einem Beitrag über Bauten und Denkmäler in Jena: „Als wervolle Arbeiten auf dem Gebiet moderner angewandter Kunst fallen in den Straßen der Stadt die farbigen Richtungslaternen und Reklametransparente von Dr. W. Dexel auf. Einfache stereometrische Grundformen wie Würfel und Zylinder sind zu neuen Körpern kombiniert, deren Flächen aus farbigem Überfangglas bestehen; durch eingeblasene Schrift sind jeweils Wegrichtung oder Firmenname kenntlich gemacht. Diese Arbeiten, die gleicherweise reizvoll sind als Übertragung aus dem Gebiet der ’gegenstandslosen Malerei’ und interessant als ein Anfang, moderne Lichttechnik in den Dienst des Verkehrs zu stellen, sind prinzipiell nicht weit entfernt von neuzeitlichen Baugedanken, von denen auch in Jena einige verwirklicht sind.“
Auf Walter Dexels Tätigkeit im Jenaer Kunstverein wird mehrmals in Briefen Eberhard Grisebachs hingewiesen (Von Munch bis Kirchner. Erlebte Kunstgeschichte in Briefen aus dem Nachlaß von Eberhard Grisebach. Herausgegeben von Lothar Grisebach. München 1968). Da die führenden Köpfe des Jenaer Kunstvereins, neben Dexel die Professoren Botho Graef, Hans Fehr, Eberhard Grisebach, Rudolf Eucken, Julius Schaxel u.a., Kontakte zu den führenden bildenden Künstlern ihrer Zeit, besonders zu den Expressionisten der „Brücke“, hatten, würde es mich sehr interessieren, zu welchen Künstlern Walter Dexel in seiner Jenaer Zeit Verbindung hatte.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir bei den aufgeworfenen Fragen weiterhelfen könnten. Auch wären mir Hinweise auf mir nicht bekannte Literatur, Veröffentlichungen von und über Walter Dexel, sehr willkommen. Ihrer Antwort sehe ich mit Interesse entgegen und verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung
Volker W.

 

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