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Brief (Transkript)

Walter V. aus Köln am Volker W. nach Weimar am 11.08.1988

 

Walter V.
[Straße und Hausnummer]
5000 Köln 1

11.8.1988

Lieber Volker,

Deine letzter Brief ist vom 19. Juni datiert, daran sehe ich, wie lange ich geschwiegen habe. Jetzt bist Du bald schon wieder auf dem Wege nach Paris, und ich habe auf Deinen Oslo-Bericht noch nicht reagiert. Du siehst daran, daß auch mir die Arbeit über den Kopf wächst. Ich schaffe es einfach nicht mehr, meine Privatpost in einem bestimmten höflichen Tournus zu bewältigen. Aber ich hoffe, Du verzeihst mir.

Dein Bericht über Deine Forschungen und privaten Begegnungen in Norwegen klingt sehr, sehr positiv, und wir freuen uns mit Dir, daß die Sache den gewünschten Erfolg hatte. Ein „Fund“ ist ja wohl die kleine Zeichnung von DEXEL aus dem Schoder’schen Gästebuch. Sollte ich Björn S. mal auf die greifbare Dexel-Literatur hinweisen oder hat er solche Interessen gar nicht? Oder hast Du das schon getan?

Inzwischen bin ich sehr gespannt auf das Erscheinen Deines Jena-Buches. Der Verlag hat hier bei uns schon ganz schön Reklame gemacht, z.B. in der auch hier vertriebenen Zeitschrift BUCH DER ZEIT, Heft 7/1988, Seite 20. Ich füge Dir die Seite bei. Leider wurde aus unserem guten alten DEXEL ein Mann Namens DEIXEL. Der Hamburger Kunstbuchhändler Sautter & Lackmann hatte Deine Buch schon in seinem Frühjahrskatalog angekündigt. Steht denn nun fest, wann es rauskommt? Und bekomme ich ein Widmungsexemplar? Ich schmeichle mir ja, daß eigentlich ich es war, der Dich zu diesem Werk stimuliert hat – oder mach ich mir da was vor?

In den Urlaub fahren wir am 20.9. Am 18.9. halte ich in Kaiserslautern die Eröffnungsrede zur Museums-Ausstellung von Jean Leppien, am 19. wird gepackt, und am 20. gehts dann mit dem Flugzeug nach Athen und abends noch weiter nach Kalamata. Dort ganz in der Nähe werden wir einen Badeurlaub verbringen, etwa vier Wochen lang. Diesmal ohne alle Kinder. Andrea und Christian sind zur Zeit auf Sardinien, Alexandra will im September/Oktober – etwa zur selben Zeit wie wir – fahren, aber nach Mittelitalien, nach Asconi Piceno, einem Ort, an dem wir vor zwei, drei Jahren schon mal mit Chris und Ali waren. Bekannte von uns haben dort ein Häuschen, das sie Ali und ihrem Freund zur Verfügung stellen.

Was meine schriftstellerische Produktion betrifft, so habe ich immer noch Hemmungen, mein neues Projekt – ein Buch über Gerd Winner – zu beginnen. Ich finde einfach nicht die Kraft zum Anfang, seit ich vor zwei Jahren das Buch über Leppien zweimal geschrieben habe. Jetzt drückt mich der Gedanke, ich müsse jedes künftige Buch zwei Mal schreiben, wenn es etwas Ordentliches werden soll. So blockiere ich mir sozusagen die „erste“ Fassung und fange erst gar nicht an. Es ist wie zum Verzweifeln. Und es ist rätselhaft zugleich, daß ich keine Mechanismen habe, diese Hemmungen zu überwinden. – Oder will ich nicht?
Das Schlimme ist, daß ich vom Verlag schon ein Voraus-Honorar habe, also eigentlich allen Grund hätte, etwas zu liefern. Jetzt habe ich mir einen neuen, unumstößlichen Termin für den Start gesetzt: Ende Oktober – nach Rückkehr aus dem Urlaub. Mal sehen, wie glaubwürdig ich bin!!!

Ihr seid längst von Eurem Ostsee-Urlaub wieder zu Hause. Ich hoffe, Ihr habt Euch gut erholt. Ich grüße Euch alle drei, und Luiza schließt sich an.
Alles Gute!
Dein
Walter

 

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