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Brief (Transkript)

Walter V. aus Köln an Volker W. nach Weimar am 07.08.1983

 

Walter V. Lu Fraili 7.8.83
(Sardegna)

Lieber Volker –
auch in diesem Jahr sollst Du meinen nun schon Tradition gewordenen Urlaubsbrief erhalten. Wir sind – wie angekündigt – wieder auf Sardinien und auch wieder am selben Platz wie 1982. Die erste Woche war es ungewöhnlich heiß – Temperaturen von 38-40 Grad im Schatten normaler Alltag. Im Haus war es nicht kühl zu halten, und in den Nächten konnte man vor Hitze und Schweißausbrüchen nur sehr ungenügend schlafen. Inzwischen hat ein kühler Ponente-Wind für eine Temperaturminderung gesorgt, und es ist sehr herrlich, hier zu leben. Allerdings ist es auch sehr teuer, teurer noch als im vergangenen Jahr. Der Wechselkurs DM – Lira stimmt einfach nicht, und ich denke, wir werden so schnell nicht wieder nach Italien fahren können, denn das Geld, das wir hier ausgeben, muß schließlich auch verdient werden. Obwohl wir sehr traurig sein werden, denn es lebt sich gut in diesen südlichen Gefielden, und wir haben Italien schätzen und lieben gelernt. Im Nebenhaus hier macht Lienhard von M., der Braunschweiger Maler, Urlaub – Du kennst ihn aus meinen beiden Büchern „Hommage à Dexel“ und „Von strengen Gestaltern“. Er ist gerade dabei, eine neue Werkphase zu entwickeln, spricht viel darüber und ich denke, daß ich in den nächsten Tagen auch etwas zu sehen bekomme.|| Achte doch mal in den nächsten Wochen auf die Sendung „aspekte“ (freitags abends im ZDF), da wird das Thema „Baargeld“ behandelt und ich trete darin auf. Ich selber werde es wohl kaum sehen können, denn die Redaktion teilte mir mit, der Beitrag werde während des August (also während meiner Urlaubszeit) laufen.

Wenn wir uns am September in Berlin (DDR) sehen werden, bringe ich übrigens Luiza und die beiden jüngeren Kinder (Alexandra und Christian) mit. Sie sollen Berlin einmal kennenlernen. Bitte, tu mir aber den Gefallen und bemüh Dich nicht um eine Palette von Geschenken für meine ganze Familie. Laß uns ohne solche Aufmerksamkeiten zusammenkommen. Es ist Aufwand genug, von Weimar nach Berlin zu reisen. Schön wäre es natürlich, wenn Du Deine Familie auch mitbringen könntest. Vielleicht fahrt Ihr mit dem Wagen. Wie auch immer: ich überlasse es Euch, wie Ihr es machen wollt.

8.8.83

Heute sind zum ersten Mal Wolken aufgezogen, aber von Regen keine Spur. Das Schöne an diesen Urlauben im Süden ist die immerwährende Sonne. Man hat sozusagen eine Versicherung auf Sonnenschein abgeschlossen, wenn man sich entschließt, in den Süden zu fahren. Vor 2 Jahren auf Ibiza haben wir mal ein fürchterliches Regengewitter erlebt. Es dauerte von 3 Uhr morgens bis – glaube ich – elf Uhr am Vormittag. Danach war dann aber wieder bester Sonnenschein so – als sei nichts gewesen. Ich habe diese Gewitternacht in meinem Briefwechsel mit Enneper beschrieben (Von strengen Gestaltern).
Für heute herzliche Grüße an die ganze Familie
Dein Walter

Der Dexel-Gropius-Text ist gesetzt und von mir Korrektur gelesen. Jetzt geht hoffentlich nichts mehr schief. Den Gesamtkatalog bearbeiten die Berliner.

 

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