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Brief (Transkript)

Walter V. aus Köln an Volker W. nach Weimar am 11.07.1976

 

Walter V.
[Straße und Hausnummer]
5000 Köln 1
11.7.1976

Herrn
Dr. Volker W.
[Straße und Hausnummer]
53 Weimar

Sehr geehrter Herr W.,
heute habe ich mir Zeit genommen, um Ihren Brief vom 26. Juni 1976 betr. Kunstverein Jena zu beantworten.
Zunächst möchte ich Sie auf das Buch „Dexel, Der Bauhausstil – ein Mythos“, Keller Verlag Starnberg, Postfach 1440, erschienen 1976, hinweisen. Ich habe in diesen von mir herausgegebenen Band drei Texte Dexels über den Kunstverein Jena aufgenommen. Bei einem dieser Texte handelt es sich um die Wiedergabe eines Vortrages, den Dexel 1965 hielt.
Dann möchte ich Ihnen den Hinweis geben, daß das „Archiv für Bildende Kunst“ des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, Postfach 9580, Direktor Ludwig Veit, kürzlich den Nachlaß des damals in Jena Lebenden Maler Charlo Crodel übernommen hat. Darunter soll sich auch ein Tagebuch befinden, das Crodel führte. Da Crodel Mitglied im Kunstverein war und dort auch ausgestellt hat, ist es möglich, daß sein Tagebuch vielleicht Hinweise auf den Kunstverein gibt.
Was Sie am meisten interessieren dürfte, ist folgendes: als nach dem Tode Walter Dexels sein Hausstand aufgelöst wurde, hat mir die Witwe des Künstlers, die in ein Altersheim zog, in Kenntnis meiner langjährigen Bemühungen um die Darstellung des Dexelschen Lebenswerkes einige Papiere überlassen, die – wenn auch nur lückenhaft – Auskünfte über die Tätigkeit Dexels als Geschäftsführer des Kunstvereins Jena geben. Ich habe selber einmal versucht, nach diesen Unterlagen Dexels Ausstellungen von 1916 bis 1928 zu rekonstruieren, was zwar nicht vollständig gelang, jedoch dazu führte, daß immerhin 60 bis 70 Veranstaltungen mit zum Teil genauen Daten gesichert sind. Sie sehen, ich bin nicht unmüßig in dieser Sache.
Daneben liegen mir zahlreiche Zeitungsausschnitte von Ausstellungsbesprechungen vor; außerdem öffentlich in Zeitungen ausgetragene Kontroversen zwischen verschiedenen Vorstandsmitgliedern des Jenaer Kunstvereins. Zu diesen Materialien gehören ferner diverse Einladungskarten (Kataloge gab es damals nicht), die Mitgliederliste des Kunstvereins von 1926 sowie ein undatiertes Exemplar eines Satzungsentwurfes aus der Feder Dexels.
Ich schreibe Ihnen dies alles zunächst einmal, immer voraussetzend, daß Sie nicht im Besitz oder in Kenntnis ähnlichen Materials sind, und ohne daß ich zur Zeit wüßte, wie Sie Einblick in diese Papiere nehmen könnten, die ich nicht aus der Hand geben möchte, zumal da meine eigenen Absichten fortbestehen, wenn auch nicht über die gesamte Geschichte des Kunstvereins Jena, so doch über Dexels Anteil daran, zu publizieren.
Also: Was machen wir nun weiter? Ich denke Sie sollten mir nun zunächst einmal schreiben, was Ihnen so einfällt, nachdem Sie meinen Brief gelesen haben. Inzwischen habe ich Zeit, darüber nachzudenken, wie wir in der Sache weiterkommen können – unter Wahrung meiner eigenen Interessen und in dem Wunsch, Ihnen zu helfen.

Mit freundlichen Grüßen
I h r
Walter V.
(Walter V.)

 

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