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Brief (Transkript)

Adalbert Huber an seine Ehefrau am 18.9.1942 (3.2002.7130)

 

67. Brief am 18.9.42



Liebste Trudi,

heut schreib ich den Brief, den der Erler, unser erster Urlauber von der Kartenstelle mitnehmen soll. Der ist schon im Oktober eingezogen worden und damit am längsten wieder dabei. Ich kann frühestens in 2 Monaten fahren, von wegen dem Herrn Leutnant oder möglicherweise auf Weihnachten. Am liebsten tät ich jetzt fahren noch lieber als auf Weihnachten, obwohl dann da nachher der Winter nicht mehr so lang ist. – Ich bin arg schlechter Stimmung momentan, es herbstelt in jeder Hinsicht. Heut Nacht hat es zum erstenmal auch stark gefroren. Wir machen uns schon langsam Feuer, das Holz müssen wir stückweis stehlen. Wie das im Winter wird, da bin ich neugierig. Wald gibt es so gut wie keinen und herbringen tun sie auch nichts. Dabei wird jetzt bald die Zeit angehen, wo mit den Autos nicht mehr gefahren werden kann. – Ich seh es, ein erfreulicher Brief wird das in keiner Weise und drum schreib ich morgen weiter. – Wir sind immer noch am gleichen Platz und auf der Karte da findest Du es leicht. Genau 2000 km Luftlinie zu weit im Osten. – Heut ist also der nächste Tag. Daß es Herbst ist das sieht man und hier wird es noch dazu schon um 6 Uhr dunkel. Meiner Rechnung nach geht hier die Sonne um Weihnachten herum um _ 3 Uhr unter. Wir haben ja elektr. Licht, solange die Maschine und der Motor funktionieren und Benzin da ist. Post ist seit 3 Tagen auch keine da, und so weiß ich gar nicht mehr, was ich schreiben sollt. Ich leg Dir wieder 2 Luftpostmarken bei und eine Packlmarke. Der Felix hat mir einmal geschrieben wegen einer Marken, wir sollen jetzt 2 im Monat bekommen. Wenn du meinst und die Moosacher oder wer was sagen, so gib ihm halt eine. Für Dich wird es auch zuviel werden 2 x im Monat was zu schicken. – Nun soll der Erler vom Urlaub das Grammophon mitbringen. Ich hab dem Henneberger geschrieben, daß er es bringt oder schickt. Hoffentlich macht er es auch. Das soll dann wiederum der Erler bei Dir holen, oder holen lassen. Die Hauptschwierigkeit sind die Platten. Gib ihm von uns ein paar, aber nicht mehr als 6 oder 8 und die belanglosesten. Wo anders her werden wir auch noch ein paar bekommen. Ebenso will der David für Nadeln sorgen. Der Erler kann ja für ein paar der ältesten neue kaufen. Dann brauch ich noch was und zwar einen Kopfkissenbezug aus einem alten Stoff. Dunkel soll er sein, ca 60 x 80 cm und an einem Eck soll er ein Loch haben zum Zunähen wo ich Heu oder so was hineinstopfen kann. Es kann was ganz ordinäres sein. Mach ihn halt bitte gleich, damit ihn der Erler, der in c. 13 Tagen nachdem Du den Brief kriegst, wieder wegfährt, mitnehmen kann. Dann pack ihm bitte noch eine warme lange Unterhose und den dunklen Pullover ohne Ärmel ein und mach ein Packl so klein wie möglich. Die Handschuhe brauch ich noch nicht. Es sind eigentlich nur die 3 Sachen, Pullover, Unterhose und Kopfkissen, um das Grammophon soll sich der Erler kümmern, gib aber die schönen Platten nicht her. Sonst hätt ich keine Sorgen. Ob und wie das Grammophon in die Moltkestr. nach Schwabing kommt, falls er überhaupt zu Dir rechtzeitig kommt, machst Du aus, wenn er Dich anruft. – Ich freu mich halt einstweilen auf meinen Urlaub, damit ich Euch wieder einmal da hab. Ein trostloses Leben ist das so, aber es wird schon vorüber gehen, die Trostlosigkeit mein ich. Im letzten Winter haben die Soldaten aufs Frühjahr gehofft, und daß dann ein Ende kommt aber es fehlt uns anscheinend die Kraft. Nächstes Jahr kann es kaum besser werden und wann und wie das überhaupt gut ausgehen soll. So haben wir auch diese Hoffnung nicht. Es bleibt uns aber die Hoffnung, daß der Ruß‘ zusammenbricht und möglichst vor uns. – Daß das ein vernünftiger Brief wird, da geb ich die Bemühungen auf. Aber wenn da einer packt und selber bleibt man da so ist das auch nicht angenehm, die Stimmung zu heben. - So grüß und küß ich dich recht oft und herzlich und grüß die Kinder Dein Bertl.
Neulich ist der Kinderbrief vom Volksfest gekommen, ein Kilopackl ist noch nicht da.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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