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Brief (Transkript)

Bekannter an Adalbert Huber am 15.2.1942 (3.2002.7130)

 

15.2.42



Lieber Bertl!

Vielen Dank für Deinen Brief, man sieht daraus, daß Du es noch nicht so schlimm hast, als wir erst angenommen haben. Rolf wäre sehr gerne beim Stab, er hat seiner Frau geschrieben, daß er bereits wieder ausgeschlafen wäre und die Luft täte ihm gut. Im Ort gäbe es Pfeffer zu kaufen. - Deine 2 Feldpostnummern sind ganz leicht zu merken, ich schreibe Dir aber vorerst doch lieber auf Nr. 24622. Im Brief hast Du 26422 angegeben, und hoffe, daß Du die Sachen bekommst. Die Zeitschriften schicke ich Dir alle, und wenn Du sonst noch etwas brauchst, dann schreibe. - Hier in München schneit es immer und immer wieder. Im Hof von der Theresienstraße türmen sich die Schneeberge, einen Teil vom Dach hat Stampfer abschaufeln müssen, da Wasser eingedrungen ist. Ich war im Hochhaus wegen einer neuen Werkstatt, da heißt es: vormerken lassen und auf den Krieg bauen, Eigenbesitz! Knaus sagte mir, er muß heuer schon bauen und da käme nur Milbertshofen in Frage. Er kann nicht warten bis wieder normale Zeiten sind. Ich würde auch lieber heute, als später bauen, vor allem eine Werkstatt und bekäme da genug Hypotheken. Wohnhaus kann später folgen.
Ich bekomme aber in einem halben Jahr von der Stadt Bescheid, und habe mir jetzt schon ein Luftschloss gebaut, nach beiliegendem Plan. Was hältst Du davon?
Grundstück 24 x 48 m ca 15000
Werkstatt 24 x 8 m x 10 m Höhe ca 40000
Wohnhaus 12 x 8 m x 10 m Höhe ca 29000
84000
ges. 240 qm Werkstätten: 7 _ x 12 m = 99 qmk, 7 _ x 7 m = 52 qm, 7 _ x 5 qm = 37 qm, 7 _ x 3 _ m = 25 qm.
Wohnhaus kann später gebaut werden, ich werde halt inzwischen ins ausgebaute Werkstatt-dach ziehen, in die Wohnung vom Hausmeister + Schoför, außerdem ist im Obergeschoß noch das Atelier. Man könnte da schon Jahre wohnen. Mit 240 qm hätte ich dabei doppelt so viel Werkraum, als vorher. Und im Obergeschoß könnte ein Raum als staubfreie Malerwerkstatt dienen. So ähnlich wie auf dem Lageplan sind die Grundstücke der Stadt gedacht. Vielleicht kannst Du hier etwas bearbeiten, und findest eine bessere Lösung. Bei meinem Plan müßten die Materialien und Werkstücke durch die Garage durch in den Werkhof gefahren werden und von dort aus kommen sie in den Keller oder in den Maschinenraum, ev. auch in den Werkraum. Vom Büro aus kann man den Eingang + die Werkstatt übersehen, hinterm Büro liegen Garderobe + WC, Waschgelegenheit. Eine breite Treppe führt ins Obergeschoß und ist auch für Werkstücke gedacht, ev. ist auch eine Klappe durch die Decke zu legen, oder man muß größere Stücke durch das Fenster hinablassen können. Zwischen Maschinenraum + Werkstatt führt ein Späneschacht in den Keller, wahrscheinlich wird dieser aus Holz zusammengesetzt mit ein paar Klappen. In den Keller käme Heizung und Trockenkammer, Spänekeller + Lager. Eine Staubsauganlage muß in den Werkräumen unbedingt vorhanden sein, das Schneiden von Erlen + Lindenholz ist in der jetzigen Werkstatt schon fürchterlich staubend. - Etwas vom Betrieb: Die große Rheinbrücke ist längst weg, das O.K.W. Modell wird ganz nett + der Mü Hbhf macht Fortschritte. Allmählich kann ich die Rückstände bearbeiten. Tischler will auch wieder etwas. - Der Lehrling hat mit Stampfer bohren müssen (ein Gestell vom Kohlenhaufen ab die Wand entlang, wo die langen Bretter lagen – es ist jetzt viel besser + das Holz ist leichter herauszunehmen + geht bis ganz oben), dabei hat er in einem unbewachten Augenblick in dem schräg und hoch gestellten Kreissägetisch den Einsatz bei laufendem Motor herausgenommen, was uns bei abgestelltem Motor noch nicht gelungen ist, und die Säge unter der Platte von hinten angefaßt. 3 _ cm linker Zeigefinger lag im Spänekasten, Mittelfinger schwer verletzt. Kreissäge stand nur 4 –5 cm vor. Ich war in der Zeit bei Tischler. Die Aufregung kannst Du Dir denken, außerdem habe ich tags darauf deswegen Laufereien u.s.w. gehabt. Regeb hat ebenfalls dadurch 9 Stunden vergeuden müssen. Für die feinen Arbeiten und das Arbeiten an der Maschine ist der l. Zeigefinger + Mittelfinger zu wichtig! Heute war ich bei meinem Bruder, er sieht schlecht aus, liegt in der Nervenklinik mit unerträglichen Kopfschmerzen. Mit dem r. Auge sieht er nichts und das schlimmste ist, daß er sich den Tod herbeiwünscht. Er war auch zum Chefelektriker von Tripolis ernannt worden und noch am ersten Abend verunglückte er bei einem Zusammenstoß während Fliegeralarms. Er war mit 2 anderen (Fahrer und noch einer) im Wagen und kam am schlimmsten weg. Wir wünschen nur, daß er wieder weniger Schmerzen und mehr Lebenslust bekommt. – Mit Ännie geht es soweit ganz gut, Monika schreit in der Nacht und die Steuer ist bald abzuliefern. Wolfgang geht es gut. Es wäre nur gut, wenn Frieden wäre. Kannst Du mir einmal Deine Makina leihen, ich will sie in Pasing holen und wieder einmal Aufnahmen von den Kindern machen? Bei Vogts in Ramersdorf war 1 od. 2 Tage nach Rolfs Abreise Wasserrohrbruch während der Abwesenheit der Bewohner. Am vergangenen Sonntag habe ich noch das Wasser aus den Beleuchtungskörpern an der Erdgeschoßdecke herausgeschüttet und gestern das Dach abgeschaufelt. Der Rohrbruch war bald entdeckt und es war ein kleiner Winkel, er wurde gelötet. Die Leute waren nur 1 Tag ohne Leitungswasser. Sonst ist nichts Neues. Herzliche Grüße auch von Änni und Großmama.

Dein Karl.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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