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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 18.3.1942 (3.2002.0966)

 

In Rußland, den 18. März 1942


59)

Ihr Lieben!

Gestern erhielt ich 2 Briefe von Euch und zwar die vom 12. II und 22. II, herzlichen Dank.
Das 8 Tage Bunkerleben haben wir jetzt wieder hinter uns. Jetzt sind wir wieder in unserem Quartier. In diesen 8 Tagen bekam ich jeden Tag 1 Flasche Milch von unseren Quartiersleuten. Das ist doch wenigstens etwas Zuschuß zu unserer knappen Verpflegung. Freitag und Sonnabend war es gewaltig kalt und dazu ein fürchterlicher Schneesturm. Da hat man dann doch kalte Füße auf dem hohen Bahndamm gekriegt. Zum vermehrten Schutz haben wir uns dann noch 1 Wolldecke um den Bauch gebunden. Am Donnerstag war 1 russ. Spähtrupp bis auf 150 m an unsere Stellung heran. Diesen haben wir kurz vertrieben. Sonst war weiter nichts los.
Jetzt will ich einmal ein bischen über unseren Wintereinsatz schreiben. Als wir am 5. Dez. wieder eingesetzt wurden, soll das an den Italienern gelegen haben. Zwischen den dtsch und ital. Verbänden entstand eine Lücke. Dazu wurden die Italiener zurückgeschlagen. Jetzt wurde unsere I.D. wieder eingesetzt um die Lücke zu stopfen. Der Russe wurde zurückgeschlagen. Bei Debalzewo wurde dann infolge des Winters halt gemacht. Diese Stellungen hat unsere I.D. bis jetzt gehalten. Die Italiener sind sogar noch etliche km vorgemacht, um die Front wenigstens einigermaßen parallel zu halten. Der Italiener hat 1 Armeekorps (das sind 3 Div.) jetzt im Winter hier im Osten. Diese Div. sind rechts von uns eingesetzt. Dann anschließend kommen Slowaken. Wenn Ihr also von schweren Abwehrkämpfen der ital. Truppen lest, so ist dieses in unserer Nähe. Bei denen ist auch fast immer etwas los. Bei uns dagegen weniger. Die wissen auch, daß sie bei uns nicht landen können. Am Weihnachten haben die Russen bei Debalzewo bestimmt die Nase voll gekriegt. Hier verbluteten mehrere G.P.U.-Regimenter (seine Elitetruppen). Ein kleiner Stützpunkt an einer Eisenbahn ist lediglich wieder in Russenhand. Hier mußen wir, d.h. unsere Kompanie, 2 Paks stehen lassen. 5 Mann von uns werden vermißt, die werden wohl in russ. Hände gefallen sein und nicht mehr leben. Am 23. Febr. (Tag der Roten Armee) griff er beim I.R.50 wieder an, holte sich aber nur blutige Köpfe. Dieser Angriff war vorher bekannt. Wir hatten z. Bsp. vom 22. – 24. Febr. Alarmzustand. An schweren Waffen sind wir in unserem Abschnitt wenigstens 5 x so stark.
Hier wird es jetzt abends um 6 Uhr dunkel und morgens um 5 Uhr hell. Mit der Frühlingsoffensive rechne ich so Mitte Mai. Papa schreibt von Panzersturmabzeichen. Von unserer Kompanie haben ungefähr 10 Mann das Sturmabzeichen für alle Waffen erhalten, alles Pakschützen. Jeder kann es ja auch nicht bekommen, sonst ist es ja weniger wertvoll.
Mit Wohlenberg das ist ja auch traurig, gleich 2 aus 1 Familie, das ist nicht gerade schön. Gesundheitlich geht es mir gut. Frdl. Grüße
Euer Gustav

Über das Briefpapier von Schwester Anna habe ich mich sehr gefreut. Dank!!

 

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